Berlin – Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat "eine unheilige Nähe" von Journalisten zur Politik kritisiert. Ihm missfallen Leitartikel in Form von Politikberatung. Das gehe so nicht mehr gut, sagte Döpfner dem deutschen Branchendienst "Meedia" (Mittwochsausgabe). "Die Menschen wollen das einfach nicht mehr lesen. Wir als Journalisten und Arbeitgeber von Journalisten müssen neu denken", fügte er hinzu.

"Wenn wir das nicht selbst hinbekommen, werden es andere tun. Es gibt da draußen eine ganz neue Journalistengeneration. Und hungrige Digital-Native-Verlage", so Döpfner.

Der Politikstil muss seiner Meinung nach überdacht werden. "Das hat zu tun mit einer übertriebenen political correctness, die sich auch in einer entleerten Sprache zeigt. Und Journalisten tragen dazu bei", sagte Döpfner. "Nicht nur, weil sie diese Worthülsen selbst transportieren, sondern sofort die Keule rausholen, wenn jemand saftig formuliert und zuspitzt, um verstanden zu werden." Es sei falsch, "reflexhaft" direkt AfD- oder Linke-Vergleiche zu ziehen".

"Bild"-Zeitung gehöre zur Vielfalt in diesem Land

Mit Blick auf die deutsche "Bild"-Zeitung sagte der 55-Jährige, eine Boulevardzeitung müsse der Wahrheit verpflichtet und ganz besonders sorgfältig in der Recherche sein, weil Fehler gleich in großen Buchstaben publiziert und ebenso hart bestraft würden. "In der Stilistik und in der Form muss Boulevardjournalismus aber emotionalisieren, zuspitzen, personalisieren. Er muss mehr dürfen als eine traditionelle Abo-Zeitung, die in ihrer Sachlichkeit brillieren muss", so Döpfner.

Die "Bild"-Zeitung gehöre zur Vielfalt in diesem Land, sagte der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). "Deshalb finde ich es gut, dass "Bild" in jüngster Zeit noch kantiger, mutiger, entschiedener geworden ist. Wir merken übrigens in der Marktforschung wie auch in quantitativer Hinsicht, dass das auch die Leser honorieren." (APA, 18.7.2018)