Seit 15 Jahren ist der Neubau des MCI Thema. Nun wurde das Projekt mitten in der Planungsphase auf Eis gelegt.

Foto: APA/MCI

Innsbruck – In letzter Sekunde sei die Reißleine gezogen worden. Im Büro von Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) ist man stolz darauf, den Neubau des Management Center Innsbruck (MCI) gestoppt zu haben, bevor sich "ein neues Millionengrab" auftut. Statt der veranschlagten 80 Millionen sollen die Projektkosten noch vor Baustart auf 132,5 Millionen angewachsen sein. Angesichts des finanziellen Desasters am Innsbrucker Patscherkofel, das seit Monaten für Schlagzeilen sorgt, ist man in Tirol besonders sensibel, was Mehrkosten bei Großprojekten angeht.

Rätsel um die Mehrkosten

In Tratters Büro betont man, dass der Landesrat erst vor drei Monaten die Agenden übernommen habe und in der kurzen Zeit dieses drohende Desaster erkannt und gestoppt habe. Doch die große Frage ist, wie Tratter auf die kolportierten Mehrkosten kommt. Weder Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne), die Stadt ist am Projekt beteiligt, noch MCI-Direktor Andreas Altmann können diese Rechnung nachvollziehen.

Aus dem Büro Tratters heißt es, dass "viele Faktoren" dafür verantwortlich seien. Von nötigen neuen städteplanerischen Maßnahmen, einem nach oben korrigierten Raumprogramm, ergänzenden statischen Maßnahmen und vor allem der vergessenen Indexanpassung ist die Rede. Genauere Auskünfte bleibt man auf Nachfrage allerdings schuldig. "Bevor wir in Bau gehen, wollen wir Kostenwahrheit haben", heißt es. Darum habe man nun eben die Reißleine gezogen.

Standorte derzeit über Innsbruck verteilt

In der Praxis heißt das für den Neubau des MCI zurück an den Start. Fast 15 Jahre lang wurde nun schon diskutiert und geplant. Die Fachhochschule zählt mit 3300 Studenten und jährlich mehr als 1000 Absolventen zu den wichtigsten Bildungseinrichtungen Tirols. Derzeit ist sie auf fünf Standorte in Innsbruck verteilt. Um diese Versprengtheit, die auch mit hohen Mietkosten verbunden ist, zu beenden, verständigten sich Land Tirol und Stadt Innsbruck auf den Neubau.

Das Siegerprojekt wurde von einer Jury ausgewählt, in der Stadt und Land vertreten waren. Schon damals hätte klar sein müssen, dass die ursprüngliche Raumplanung zu klein angesetzt war. Denn von den 88 Einreichungen war keine in die engere Auswahl gekommen, die damit ausgekommen ist. Das Siegerprojekt umfasste 126.405 Kubikmeter statt der anfangs veranschlagten 102.000.

Unmut und Unklarheit wegen Vorgangsweise

Die Neuausschreibung nach über zwei Jahren Planungsphase wird auf jeden Fall Mehrkosten verursachen. Denn der Raumbedarf hat sich nicht geändert. Arno Ritter, Leiter von Architektur und Tirol, versteht das Vorgehen nicht: "Es ist unverantwortlich und sagt viel über die Baukultur der öffentlichen Hand aus, Architekten über die Zeitung auszurichten, dass das Projekt tot ist."

Dass politische Machtspiele hinter dem Baustopp stehen, ist allen klar. Sprechen will zum jetzigen Zeitpunkt dennoch niemand offen darüber. Bürgermeister Willi sieht im Neubau jedenfalls eine "Investition in den Zukunftsstandort". MCI-Direktor Altmann übt sich in Zweckoptimismus: "Ich vertraue auf die klaren Zusagen von Stadt und Land." Seitens des Landes wird betont, man stehe hinter dem Projekt und werde eine Arbeitsgruppe einrichten. (Steffen Arora, 18.7.2018)