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Geraint Thomas kam neuerlich gut über die Berge.

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Der Sky-Profi stellte seine Konkurrenten wieder in den Schatten.

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Und verteidigte das Maillot jaune souverän.

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Farbenfroher Rauch machte den Fahrern (Im Bild Romain Bardet) im Schlussanstieg zu schaffen.

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L'Alpe d'Huez – "Hölle, ich hätte nie gedacht, dass ich heute gewinnen könnte. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Dieses Rennen ist momentan wie gemacht für mich." Geraint Thomas gab den völlig Perplexen, als er am Donnerstag die Königsetappe der 105. Tour de France gewonnen hatte. Der 32-Jährige aus Cardiff, der am Vortag ins gelbe Trikot geschlüpft war, führte auch das letzte Teilstück der Alpentrilogie erfolgreich einer Erledigung zu.

Dieses zwölfte Teilstück über 175,5 Kilometer hatte es in sich. Vor dem legendären, 13,8 Kilometer langen Schlussanstieg nach L'Alpe d'Huez (1.850 Meter) waren schließlich die Klettereien zum Col de la Madeleine (2.000 Meter), zu den Lacets de Montvernier (782 Meter) und zum Col de la Croix de Fer (2.067 Meter) zu absolvieren.

Mühlberger in Spitzengruppe, Kruijswijk virtuell in Gelb

In der Abfahrt vom Col de la Madeleine war der Österreicher Gregor Mühlberger zusammen mit dem Franzosen Julian Alaphilippe kurzzeitig in Führung gelegen. Im Anstieg zum Col de la Croix de Fer setzte sich dann der Niederländer Steven Kruijswijk aus einer Spitzengruppe ab und fuhr virtuell ins gelbe Trikot.

Lange allein an der Spitze, am Ende Zehnter: Steven Kruijswijk.
Foto: APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ

Doch die Mannschaft von Sky um Thomas und Titelverteidiger Chris Froome ließ keinen Zweifel an ihrer Vormachtstellung aufkommen. Nur die engsten Favoriten konnten auf der Jagd nach Kruijswijk mithalten. Auf den letzten Kilometern hatten sich Froome, Thomas, der Franzose Romain Bardet und der Niederländer Tom Dumoulin hartnäckig belauert, es kam beinahe zu Stehversuchen.

Im Schlusssprint zog Thomas dann beeindruckend davon. In der Gesamtwertung liegt er nun 1:39 Minuten vor seinem Chef Froome. Dumoulin liegt als Dritter (+1:50 Minuten) noch auf Schlagdistanz. Er verpasste den ersten Sieg eines Niederländers am "Berg der Holländer" seit 29 Jahren knapp.

"Ich fahre nach wie vor für Froomey, er weiß, wie man eine Tour über drei Wochen fährt und gewinnt. Er ist eine Legende, vielleicht der beste Fahrer aller Zeiten", sagte Thomas.

Zuschauer schlägt Froome

Froome musste sich im Anstieg einen Schubser eines Fanatikers einstecken und sich Unmutsbekundungen gefallen lassen. "Froomey ist beinahe gestürzt. Ich weiß nicht, ob es absichtlich war, aber die Leute sind uns einfach zu nahe gekommen. Das war nicht gut anzusehen", sagte Thomas und wandte sich an Fans: "Wenn ihr Sky nicht mögt, okay. Buht und pfeift ruhig, das ist in Ordnung. Aber packt uns nicht an, spuckt uns nicht an."

Der viermalige Toursieger Froome, der im Schlussspurt einer packenden Königsetappe erneut nicht das Hinterrad seines etatmäßigen Helfers halten konnte und Vierter wurde, wirkte nach dem vielleicht heikelsten Tag der dreiwöchigen Frankreich-Rundfahrt sichtlich erleichtert. Der 33-Jährige, dem die Asthmamittel-Affäre immer noch nachhängt, radelte lächelnd Richtung Teamhotel.

Le Tour De France

Nibali kollidiert mit Motorrad

Für den früheren Tour-Sieger Vincenzo Nibali kam dagegen das Aus. Der Italiener erlitt bei einem Sturz einen Wirbelbruch und musste aufgeben. Das gab sein Team Bahrain-Merida am späten Donnerstagabend bekannt.

Nibali war laut eigenen Angaben nach einem Zusammenstoß mit einem Polizeimotorrad rund fünf Kilometer vor dem Ziel zu Fall gekommen. Der Vierte der Gesamtwertung quälte sich unter Schmerzen ins Ziel. Das vor ihm fahrende Motorrad sei "plötzlich langsamer geworden, und ich traf es", sagte Nibali.

Im Krankenhaus bestätigte sich die befürchtete schwere Verletzung. Nibali hatte die Tour 2014 gewonnen, 2013 und 2016 triumphierte der 33-Jährige in seiner Heimat beim Giro d'Italia.

Thomas vor Dumoulin und Bardet

Thomas hatte wie am Tag zuvor in La Rosiere die größten Reserven und setzte sich mit zwei Sekunden Vorsprung auf Dumoulin durch. Dritter wurde Bardet, der oft versucht hatte, als vierter Franzose en suite in L'Alpe d'Huez zu triumphieren. Froome büßte als Vierter vier Sekunden auf Thomas ein, der noch zehn Bonussekunden kassierte und nun in der Gesamtwertung 1:39 Minuten vor seinem Kapitän liegt. Von einem teaminternen Kampf sei allerdings keine Rede. "Ich fahre nach wie vor für Froome, er weiß, wie man eine Tour über drei Wochen fährt und gewinnt. Er ist eine Legende, vielleicht der beste Fahrer aller Zeiten", sagte Thomas über den viermaligen Gesamtsieger.

Am Freitag ist auf den 169,5 Kilometern zwischen Bourg d'Oisans und Valence etwas Erholung angesagt – ein Tag für die wenigen Sprinter, die nach der Königsetappe noch im Rennen sind. (sid, lü, red, 19.7.2018)

Tour de France, 12. Etappe, Donnerstag
(Bourg-Saint-Maurice – L'Alpe d'Huez, 175,5 Kilometer)

1. Geraint Thomas (GBR) Sky 5:18:37 Std.
2. Tom Dumoulin (NED) Sunweb +2 Sek.
3. Romain Bardet (FRA) AG2R 3
4. Christopher Froome (GBR) Sky 4
5. Mikel Landa (ESP) Movistar 7
6. Primoz Roglic (SLO) Lotto NL 13
7. Vincenzo Nibali (ITA) Bahrain gl. Zeit
8. Jakob Fuglsang (DEN) Astana 42
9. Nairo Quintana (COL) Movistar Team 47
10. Steven Kruijswijk (NED) Lotto NL 53

Weiters:
85. Gregor Mühlberger (AUT) Bora 8:54 Min.
103. Lukas Pöstlberger (AUT) Bora 31:19
124. Michael Gogl (AUT) Trek 32:41

Gesamtwertung:
1. Thomas 49:24:43 Std.
2. Froome 1:39 Min.
3. Dumoulin 1:50
4. Nibali 2:37
5. Roglic 2:46
6. Bardet 3:07
7. Landa 3:13
8. Kruijswijk 3:43
9. Quintana 4:13
10. Daniel Martin (IRL) UAE Team Emirates 5:11

Weiters:
87. Gogl 1:38:40 Std.
99. Mühlberger 1:42:18
124. Pöstlberger (AUT) 1:57:01