Die Trümmer nach einer planetaren Kollision werden langsam vom Zentralgestirn verschlungen. Belege dafür fanden nun Astronomen vom MIT in Cambridge.

Illustr.: NASA/CXC/M.Weiss

Cambridge – Seit beinahe einem Jahrhundert rätseln Astronomen, warum ein junger Stern in der Konstellation Fuhrmann in rund 450 Lichtjahren Entfernung unregelmäßige Helligkeitsschwankungen aufweist. Alle paar Jahrzehnte lässt das Licht dieses Stern etwas nach, um dann jedoch für kurze Zeit umso heller zu strahlen. In den vergangenen Jahren trat diese Verdunkelung häufiger und über längere Perioden hinweg auf, was letztlich erneut die Frage aufwarf: Was lässt diesen Stern immer wieder dunkler erscheinen?

Eine Antwort darauf könnten nun endlich Astronomen um Hans Moritz Günther vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge gefunden haben. Die Wissenschafter nahmen den Stern RW Aur A mit dem Chandra-Röntgenteleskop der Nasa ins Visier und entdeckten dabei Hinweise auf die Ursache für die jüngsten Verdunkelungen: Wahrscheinlich ist die Kollision zweier junger Planeten dafür verantwortlich.

Verschleierter Stern

Der Zusammenstoß erzeugte demnach eine dichte Wolke aus Gas, Staub und Gesteinsbrocken, die vom Zentralgestirn angezogen und letztendlich verschlungen wird. Laut der im "Astronomical Journal" präsentierten Studie ist es dieser Vorgang, der einen dichten Schleier erzeugt und den Stern aus Sicht der Erde in unregelmäßigen Abständen beschattet.

"Computersimulationen haben schon länger vorausgesagt, dass Protoplaneten auseinanderbrechen und in junge Sterne stürzen können. Beobachten konnte man dieses Phänomen allerdings bisher zumindest noch nie", meint Günther. "Wenn wir mit der Interpretation der Chandra-Daten richtig liegen, dann ist dies das erste Mal, dass wir einen Stern beim Verschlingen seiner Kinder direkt beobachten können."

Verräterisches Eisen

Belege dafür lieferte vor allem das im Lichtspektrum des Sterns festgestellte Eisen, das dort zuletzt in ungewöhnlich großer Menge vorzukommen scheint. "Wir beobachteten mindestens zehnmal mehr Eisen als in früheren Untersuchungen", erklärt Günther. "Das ist seltsam, weil gerade heiße, aktive Sterne normalerweise eher weniger Eisen enthalten." Für die Wissenschafter kommen als Quelle für das Eisen nur die Trümmer der kollidierten Protoplaneten infrage. (tberg, 20.7.2018)