Straßburg – In der Science Fiction ist das Generationenschiff, das Reisen zwischen den Sternen bewältigt, ein gängiges Motiv. Theoretisch ließe sich so etwas vielleicht heute schon bauen, auch wenn selbst die kürzeste interstellare Reise eine Menge Geduld erfordern würde – aber nicht nur das, sondern aufgrund der Reisedauer auch stete Fortpflanzung. Die Mindestbesatzungsstärke beim Start wäre 98, rechnen nun französische Forscher im "Journal of the British Interplanetary Society" vor.

Falls die Menschheit eines Tages ein Raumschiff zum nächstgelegenen Exoplaneten schicken will, müssten der Studie zufolge mindestens 49 fortpflanzungsfähige Paare an Bord gehen. Nur so könnte eine genetisch gesunde Besatzung die 6.300 Jahre lange Reise zu Proxima Centauri b überstehen, schreiben Frederic Marin von der Universität Straßburg und Camille Beluffi vom Forschungsunternehmen CASC4DE.

Kriterien

Für die Auswahl der Besatzung wären demnach zunächst einige Fragen zu klären: die Zahl der Frauen und Männer, Alter und Lebenserwartung, Fruchtbarkeitsraten sowie die Höchstkapazität des Raumschiffs. Zudem seien strikte Regeln für das Leben an Bord nötig. Zudem müsse die Zahl der Geburten jedes Jahr festgelegt werden. In ihrer Computersimulation ließen die Autoren keinen Inzest zu und erlaubten Fortpflanzung nur im Alter von 32 bis 40 Jahren.

Bei ihren Berechnungen kalkulierten Marin und Beluffi sogar eine Katastrophe nach 2.500 Jahren ein, die 30 Prozent der Besatzung das Leben kostet. Es bleiben allerdings Unsicherheiten – etwa wie sich die kosmische Strahlung langfristig auf Gesundheit und Erbgut der Besatzung auswirkt.

Proxima Centauri b umkreist den Stern Proxima Centauri, einen Roten Zwerg, der etwa 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Die Entdeckung, dass unser nächster Nachbar im All ein Planetensystem aufweist, hatten Forscher im August 2016 bekanntgegeben. Bevor man ein Raumschiff hinschickt, müsse aber noch geklärt werden, ob der Planet – bislang wurde nur einer zweifelsfrei identifiziert – überhaupt bewohnbar sei, betonen die Autoren. (red, APA, 20. 7. 2018)