Kein vierblättriger Klee brachte je so viel Glück wie er. Otto Waalkes kam in den 1970ern als Ein-Mann-Invasion aus dem Fernsehen und machte einen strahlen, noch bevor das mit Tschernobyl passierte. Er jodelte von Schallplatten und dodelte aus dem ersten Kassettenrekorder: "Dr. Sauerbruch beim Betrachten einer Kniekehlenverletzung: Das kann ja Eiter werden."

Große und kleine Kinder haben mit ihm Humor gelernt. Am Sonntag wird der deutsche Komiker Otto Waalkes 70 Jahre alt.
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Was er von sich gab, fand sich sonst nur in den Sprechblasen pädagogisch wertvoller Comic-Hefte. Über "Buongiorno, Adorno!" konnten philosophieferne Wesen ebenso lachen wie über ein "Parlez-vous Pommes frites?". Otto, der Glücksbringer. Sein Humor stellte und stellt die immerwährende Kindheit in Aussicht, entspringt dem Frohsinn, nie der Mieselsucht. Am Sonntag wird Otto Waalkes 70.

Hier gibt es etwas zu lernen: Otto Waalkes' "Sexualkunde".
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Ottos Humor niederschwellig zu nennen wäre zu hochgestochen. Seine Witze sind Frontalangriffe. Es sind verdrehte Ein- und Zweizeiler – oder richtig lange Wortwitzwürste – mit denen er das Zwerchfell bespringt wie ein Trampolin. Er ist der Otto Maximale des Quatsch, das Kind im Männlein.

Vergenotwurzelte Songs

Geboren wurde er am 22. Juli 1948 in Emden. Schon Otto, das Kind, war extrovertiert, zeigte einen Hang zur Bühne, zum Publikum. Halbgare Versuche, im bürgerlichen Leben Fuß zu fassen, scheiterten, ein Kunstpädagogikstudium in Hamburg blieb ohne praktischen Vollzug.

Lieber zog er mit seiner Gitarre durch Clubs und spielte Versionen bekannter Lieder seiner Zeit. Seine Ansagen zwischen den Songs erhielten bald mehr Zuspruch als seine Interpretation von Hey Jude. 1972 erschien sein erstes Album: Otto live; eine Mischung aus Gags und Songs. Darauf vergenotwurzelte er bekannte Titel und schuf aus ihnen neue Klassiker wie Spiel mir das Lied vom Kot.

Otto Waalkes macht sich über "Honey Pie" her.
farin196

Eine halbe Million Mal verkaufte sich das Album, der junge Otto, der aussah wie der alte Tom Petty, war berühmt, seine Shows komische Happenings. Mit dünnen blonden Federn, nur fast perfekt sitzendem Anzug und Turnschuhen sowie dem gymnastischen Talent eines Jerry Lewis eroberte er den deutschen Sprachraum. Hektisch, schnell, auf den Punkt. Oder drei Mal hintereinander daneben – denn das ist auch lustig. Damit nimmt Otto amtlich bestätigt den dritten Platz auf der Liste der lustigsten Deutschen ein, hinter Loriot und Heinz Erhardt.

Schniedelwutz

Die Kinder der Kriegsgeneration lernten von ihm: Gute Laune kann auch Spaß machen. Seine Reime entnahm er dem täglichen Leben, er fand sie in Zeitungen, der Werbung und der Literatur. Buchmarkt in der Krise? Nicht mit Otto: "Sie kaufen Hermann Hesse, sonst gibt’s was auf die Fresse."

Wortkreationen wie Schniedelwutz fanden Eingang in den Alltag und sogar in den Duden. Politisch äußert er sich selten, das ist sogar ihm zu dumm. Und wenn doch, dann Otto-Style. Seine Kritik am einstigen CSU-Chef Franz Josef Strauß war reinste Poesie: "Das Wasser ist trüb, die Luft ist rein, Franz Josef muss ertrunken sein."

Trailer zu "Otto – Der Film".
RialtoFilm

Ab 1985 spielte er in 13 Filmen mit, führte teils Regie und brachte mit seinem Debüt Otto – der Film gleich einen deutschen Blockbuster ins Kino, dem weitere folgten.

Legendär ist hierzulande sein Besuch in der ZiB 2 bei "Ingrid Turnschuh", bei dem er Thurnhers Gemüt einer Prüfung unterzog, die sie bravourös bestand. Er warf sich ihr an den Hals, bevor er unterm Moderatorentisch verschwand. Was dort passierte, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse in der Geschichte des Fernsehens. 1997 war das.

Otto Waalkes 1997 in der "ZiB 2".
tufelixoesterreich

Zwei Mal war er verheiratet ("Eine ist davongelaufen, die andere nicht geblieben"), er hat einen Sohn und tausende Ottifanten gezeugt. So nennen sich die Rüsseltierchen aus seiner Feder. Heuer erschien seine Biografie Kleinhirn an alle, die jüngste Fangeneration kennt zumindest seine Stimme. Otto synchronisierte das Faultier Sid in den vier Ice Age Filmen.

Zum 70er ein aufrichtig verschlucktes "Hollero-eiti!". (Karl Fluch, 22.7.2018)