Das Handy der Zukunft soll Lebensmittel bereits im Supermarkt analysieren können. Das Comet-Forschungszentrum in Villach forscht an intelligenten Mikrosystemen.

Foto: HO / Fraunhofer IPMS / CTR Partner

Wien – Nach sehr kritischen Attesten internationaler Sachverständiger hat am Freitag auch der Rechnungshof (RH) seinen Prüfbericht über die "Comet"-Forschungskompetenzzentren vorgelegt. Grobe Mängel bei Vergabe und Gebarung der 2008 gebildeten staatlich geförderten Kooperationsnetzwerke von Wissenschaft (Universitäten) und Wirtschaft fand der RH nicht.

Wohl aber typisch Österreichisches im Finanzverhältnis von Bund und Ländern: So waren in Bundesverwaltung stehende Konsortialpartner von Förderungen ausgeschlossen, Konsorten aus der Landesverwaltung aber nicht. So kam es, dass das von Uni Innsbruck und Med-Uni Innsbruck betriebene Tiroler Krebsforschungszentrum Oncotyrol im Spitzenkreis der K2-Comet-Zentren landete, obwohl es zuvor von der Fachjury bestenfalls als K1-Zentrum eingestuft worden war.

Land legt drauf

Wie zum Ausgleich bekam Oncotyrol vom Land Tirol zusätzliche Förderungen (über das Verhältnis zwischen Bund und Land von 2:1 hinaus), um auf K2-Niveau zu kommen: 11,56 Mio. Euro zahlten Bund und Land von 2008 bis 2012 ein, wobei das Heilige Land die Landesgesellschaften Tilak (4,0 Mio) und Umit (wissenschaftlicher Partner mit 0,31 Mio. Euro) einspannte, sodass Oncotyrol mit insgesamt 16,61 Mio. Euro oder 72 Prozent an öffentlichen Mitteln von Bund, Ländern und Partnern relativ am meisten von allen 38 K1- und K2-Zentren gefördert wurde.

Tadel durch Evaluierung

In der wissenschaftlichen Performance spiegelte sich das freilich nicht wider: Oncotyrol fehle eine strategische-wirtschaftliche Zukunftsstrategie und verfügte nur über eine geringe internationale Ausrichtung, tadelte eine Comet-Zwischenevaluierung. Fortbestand ungewiss. Das Krebsforschungszentrum gab es weiter, allerdings mit reduzierter Förderung, nachdem sich Gesellschafter gewehrt hatten. 2013 distanzierte sich auch das Land Tirol, hohe Investitionen in der Krebsforschung brächten nicht genug Wertschöpfung im Bereich Wirtschaftsentwicklung und Patientenversorgung.

Interessenkonflikte

Stichwort Wirkungsanalyse – auch hier Interessenkonflikte: Das Verkehrsministerium (im Wege der FFG) ließ das Comet-Programm von dem von ihm kontrollierten Austrian Institute of Technology (AIT; ehemals Forschungszentrum Seibersdorf) und Joanneum Research evaluieren (Preis: 85.754,55), obwohl AIT und Joanneum ihrerseits an 33 Comet-Zentren der ersten und zweiten Periode als wissenschaftliche Partner beteiligt waren (trugen je 5,0 Prozent der Förderungssumme oder rechneten Leistungen über Comet ab) und bei insgesamt sieben Comet-Projekten als direkte Fördernehmer (Konsortialführer) auftraten. Auch hatte die FFG bereits 2010 ein internationales Konsortium evaluieren lassen (Preis: 94.400 Euro exkl. USt).

Föderalismus vom Feinsten auch in Controlling und Monitoring in dem zwischen Bundesländern fein austarierten Comet-Gefüge: Die Abwicklung der Comet-Programme durch die FFG (11,57 Mio. Euro) zahlt allein der Bund – wie auch den Großteil der Förderungen (522 Mio. Euro). Die Länder trugen zusammen zwar nur 262 Mio Euro bei, bei der Auswahl der "exzellenten Projekte" präjudizierten sie die Fachjury jedoch. (Luise Ungerboeck, 21.7.2018)