Designer Thomas Feichtner erhält Geld, weil sich die Regierung bei der neuen Corporate Identity der Ministerien nahe an seinen Entwurf aus dem Jahr 2014 anlehnte.

Foto: Feichtner

Möbel, Besteck, Lampen – Thomas Feichtner hat schon viele Alltagsgegenstände in seinem Leben entworfen. Nun machte der österreichische Designer Schlagzeilen – ausgerechnet mit Logos, um die möglichst kein Rummel gemacht werden sollte.

Und das kam so: Die Bundesregierung hatte sich eine neue Corporate Identity, eine einheitliche Markenstrategie – zum Schnäppchenpreis, wie Türkis-Blau beteuerte – verordnet. Alles "hausinterne Ressourcen des Bundeskanzleramtes".

Ganz so war's dann doch nicht, wurde nach Recherchen der Plattform Addendum und auf Nachfrage der Neos klar. Dafür, dass die neue Corporate Identity der Regierung große Ähnlichkeit mit dem Logo, das Thomas Feichtner 2014 für das Außenministerium entwickelt hatte, aufwies, hat die Agentur Feichtner Geld bekommen. 62.000 Euro für die Werknutzungsrechte und bis zu 8.000 Euro "für unterschiedliche Werkdienstleistungen".

Mit dem BMEIA hatte der umtriebige Designer nicht zum ersten Mal zu tun: 2013 entwarf er eine temporäre Installation auf einer Verbindungsbrücke des Außenministeriums. Der 1970 in Brasilien geborene Österreicher, der mit Frau, Sohn und Hund in Wien-Neubau lebt, gilt nicht nur als einer der renommiertesten österreichischen Designer. Feichtner, national und international bestens vernetzt, ist auch ein Tausendsassa, wie er im Buche steht.

Vielleicht weil der in Linz und Düsseldorf aufgewachsene Gestalter, der als Kind Comiczeichner werden wollte, früh loslegte. Nach dem Industriedesignstudium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz gründete Feichtner 1997 sein eigenes Designstudio und begann mit Entwürfen von Skateboards und Skibindungen für Fischer und Tyrolia.

Seit Mitte der Nullerjahre bewegt sich das Tätigkeitsfeld seiner Agentur irgendwo zwischen visueller Kommunikation und Produktdesign: Ein Geschirrset für Augarten hier, Büromöbel für Bene da oder ein Glas für Absolut Vodka – der 2011 mit dem Staatspreis für Design Ausgezeichnete ist breit aufgestellt.

Dabei gehe es ihm um Grundsätzliches, verriet er in einem Interview: Er wolle in einer Zeit, in der alle mit dem gleichen Klingelton vom gleichen Handy geweckt würden, Alternativen bieten. Dass ihn die Regierung für sein geistiges Eigentum an den Logos entschädigt, ist alternativlos. (Anne Feldkamp, 25.7.2018)

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