Valletta – Die Frau von Maltas Premierminister hat mit einer Bemerkung über die ermordete Journalistin Daphne Caruana Galizia Empörung bei deren Familie ausgelöst. Michelle Muscat erklärte in einem Interview, dass sie den Tod der Enthüllungsjournalistin vermutlich mehr bedauere als deren Familie.

"Wenn es jemanden gibt, der will, dass Daphne Caruana Galizia heute noch lebt, dann bin ich es", sagte die Frau von Regierungschef Joseph Muscat der Zeitung "Malta Today" (Sonntag). Caruana Galizia war im Oktober vor einem Jahr mit einer Autobombe auf Malta getötet worden. Sie galt als eine der schärfsten Kritikerinnen der Regierung und auch von Michelle Muscat. "Als ich die Nachricht gehört habe, was ihr geschehen ist, glaube ich, dass ich das mehr bedauert habe als ihre eigene Familie", so Muscat. "Ihre Familie konnte damit fortfahren, sie zur Heiligen zu machen. Aber ich habe zu mir selbst gesagt: 'Jetzt muss ich mit ihren Lügen leben.'"

Festnahmen, aber keine Verurteilungen

Caruana Galizias Söhne zeigten sich entsetzt über die Aussagen. Sohn Matthew nannte die Aussagen "abscheulich". Sein Bruder Andrew schrieb auf Twitter: "Die Frau des Premierministers versucht meine Mutter ein zweites Mal zu töten." Und Sohn Paul erklärte: "Sie brüsten sich mit der Ermordung von Daphne Caruana Galizia, sprechen über die Ungerechtigkeiten, die sie erlitten haben und über ihren Wunsch, sie wieder zum Leben zu erwecken, um sie zu bestrafen."

In dem Fall gab es zwar Festnahmen, aber bisher keine Verurteilungen. Unklar ist auch, wer die wahren Drahtzieher hinter dem Anschlag sind. International wurde die schleppende Aufklärung kritisiert. (APA, 29.7.2018)