Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/J. Scott Applewhite

Eigentlich kennt man Lanny Davis seit den 1990ern als Clinton-Vertrauten. Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass der Advokat nun im Dienste von Michael Cohen steht, also dem ehemaligen Anwalt von US-Präsident Donald Tump. Wie diese Zusammenarbeit zu bewerten ist, darüber grübeln Beobachter. Trump wird vorgeworfen, Schweigegeld wegen eines Seitensprungs mit Karen McDougal gezahlt zu haben, und zwar durch Cohen, der so in den Mittelpunkt der Ermittlungen gegen Trump rückt. Trumps Probleme sind auch Cohens Probleme – und die soll der Clinton-treue Davis lösen.

Der Zahnarztsohn wurde 1945 in New Jersey geboren. Beim Jusstudium an der Elite-Uni Yale lernte er seine Kommilitonin Hillary Clinton kennen. Als US-Präsident Bill Clinton von Whitewater und anderen Affären belastet war, holte er Davis als Berater ins Weiße Haus. "Alle Skandale sind hinter dir", sagte Davis Ende 1997 zu seinem Chef und gab seinen Job auf, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Einen Monat später kam der Anruf der "Washington Post": "Haben Sie schon einmal von Monica Lewinsky gehört?" Nichts wurde es mit der Auszeit, Davis wurde als inoffizieller Clinton-Verteidiger Dauergast in TV-Sendern.

Starbucks und Harvey Weinstein

Die Mandantenliste des vierfachen Vaters ist lang und vielfältig. Er arbeitete für Pakistans Expräsident Rafiq Tarar, das Kaffeeimperium Starbucks und Harvey Weinstein. Einmal vertrat er einen ukrainischen Oligarchen, der Verbindungen zu Trumps Exwahlkampfmanager Paul Manafort hatte. Ein anderer Mandant war der "National Enquirer", just jene Illustrierte, die McDougal 150.000 Dollar für die Geschichte von Trumps angeblicher Affäre zahlte, sie aber nicht veröffentlichte – und von Cohen die Kosten erstattet erhielt. Das soll nun ein von Cohen heimlich aufgezeichnetes Tonband beweisen.

Davis' PR-Motto lautet: "Tell it early, tell it all, tell it yourself" – alles muss raus, und zwar flott, bevor die anderen sich darauf stürzen. Er riet Cohen dazu, die Tonbänder zu veröffentlichen – um so zu signalisieren: Ich habe mich geändert, ich bin nicht mehr der Bösewicht in der Trump-Saga.

Doch steht mehr hinter dieser Taktik als das Wohl seines Klienten? Erst Anfang des Jahres argumentierte Davis in einem Buch, dass Clinton die Wahlen hätte gewinnen sollen. Benutzt er Cohen, um Trump zu schaden? In der "New York Times" streitet Davis dies ab: "Das ist kein Kreuzzug gegen Trump." (Anna Sawerthal, 30.7.2018)