Angelo Soliman war 1720 als Sklave nach Wien gekommen, machte Karriere und war Mitglied der Freimauer. Gleichzeitig wurde er wegen seiner Hautfarbe als "Jahrmarktattraktion" gesehen. Nach seinem Tod 1796 wurde sein Körper auf Geheiß des Kaisers Josef II. präpariert und ausgestellt.

Foto: Wien Museum

Das ORF-Landesstudio Wien hat für das Format "Österreich-Bild" eine Sendung über das Leben schwarzer Wienerinnen und Wiener produzieren lassen. Die Sendung hätte am Sonntag, dem 5. August, um 18.20 Uhr im ORF 2 gesendet werden sollen – nun wird sie doch nicht gezeigt. Sie ist aus den TV-Programmen verschwunden, lediglich Google hat sie noch nicht vergessen.

"Soliman und Alaba" und andere Wiener

Unter dem Titel "Schwarz in Wien – Von Soliman bis Alaba" reden "eloquente, kluge und reflektierte Wienerinnen und Wiener 26 Minuten lang darüber, wie nichtschwarze Menschen mit ihnen in Wien umgehen", sagt Teddy Podgorski junior, der Gestalter des Films. Ihm und den Menschen, die für den Film befragt wurden, wurde vor zehn Tagen, wenige Tage vor der Ausstrahlung, mitgeteilt, dass der Film nicht gesendet wird – obwohl die Doku vom "zuständigen Redakteur mit großer Begeisterung abgenommen wurde", sagt Podgorski. Danach sei die Doku aber "ohne nähere inhaltliche Begründung" aus dem Programm gestrichen worden.

Ungewissheit

Die Journalistin Vanessa Spanbauer, die an der Doku "Schwarz in Wien" mitgearbeitet hat, fragt in einem Blog: "Warum ist die Direktorin des Landesstudios Wien, die in letzter Minute die Reißleine zog, bis jetzt nicht bereit, ein Statement mit einer Begründung abzugeben, und lässt alle mit ihrer Entscheidung im Ungewissen?"

Auf Nachfrage des STANDARD hat ORF folgende Stellungnahme geschickt: "Die abgelieferte Doku hat technisch, formal und inhaltlich nicht dem beauftragten Konzept entsprochen. Bei der Sendungsabnahme wurde deshalb von den Verantwortlichen der geplante Sendetermin verschoben, und der Gestalter wird mit einer Überarbeitung beauftragt."

Thema ist Rassismus

Der Gestalter von "Schwarz in Wien", Thaddäus Podgorski junior, weiß lediglich von "technischen Problemen, die schnell ausgeräumt wurden". Über inhaltliche Probleme hätte keiner vom ORF bisher gesprochen, so Podgorski. Aus dem Konzept, das dem ORF vor zwei Jahren vorgelegt worden ist, geht klar hervor, dass es um Rassismus gehen wird und dass Betroffene zu Wort kommen, sagt der Gestalter. "Ich finde, dass man bei so einem Thema Betroffene am besten ohne viel Kommentar sprechen lässt", so Podgorski.

Nach Standard-Informationen soll Podgorski mitgeteilt worden sein, dass die Bildsprache zum Format "Österreich-Bild" nicht passt. Man wünsche nun von ihm eine Überarbeitung, die den Vorgaben entspreche. Unter dem Titel "Österreich-Bild" gestalten die neun Landesstudios abwechselnd Dokumentationen, "die die schönsten und interessantesten Seiten unserer Heimat vorstellen", heißt es in der Beschreibung des Sendungsformats auf ORF.at. Das Themenspektrum sei "sehr breit" ,so die Selbstbeschreibung.

Ob es nun zu einer entsprechenden Überarbeitung kommt und ob der Dokumentarfilm in anderer Form gesendet wird, ist nicht zu beantworten. Jedenfalls wird am kommenden Sonntag statt "Schwarz in Wien" ein anderes "Österreich-Bild" gesendet: "Der Wiener Heurige". (Olivera Stajić, 1.8.2018)