Dallas – Tiere sind grundsätzlich nicht "bizarr" – manche Spezies sehen aber ungewöhnlich genug aus, dass man sich schwer tut, dergleichen Bewertungen zu unterdrücken. Dazu gehört auch die Gattung Therizinosaurus, die in der späten Kreidezeit lebte und einen ganz eigenen Entwicklungsweg eingeschlagen hatte.

Ungleiche Zeitgenossen: Rechts im Vordergrund eine Hadrosaurier-Familie, links und dahinter stapfen einige Therizinosaurier umher.
Illustration: Masato Hattori

Die von Kopf bis Schwanzspitze neun Meter langen Therizinosaurier gehörten zu den Theropoden wie T. rex und Velociraptor, dürften aber Pflanzenfresser gewesen sein, wie ihre schnabelähnlichen Kiefer mit den kleinen Zähnen andeuten. Der auffallend kleine Kopf saß auf einem für Theropoden-Verhältnisse sehr langen Hals, welcher wiederum einem ausgesprochen dicken Rumpf entsprang.

Getragen wurde der massige Körper nur von den Hinterbeinen – die Vorderbeine waren zur Fortbewegung kaum zu gebrauchen. Sie wiesen nämlich bis zu einen Meter lange Klauen auf , die völlig unproportional wirken. Das Perot Museum of Nature and Science, das an der jüngsten Studie über Therizinosaurier beteiligt war, spricht von "Händen wie Freddy Krueger". Ungeklärt ist noch, ob sich die Tiere, die wie eine Mischung aus Dinosaurier und Riesenfaultier aussahen, mit diesen Klauen verteidigten oder sich damit einfach nur belaubte Äste angelten.

Fußspuren

Im Jahr 2012 fand der Paläontologe Anthony Fiorillo vom Perot Museum erstmals einen Fußabdruck eines Therizinosaurus im Denali-Nationalpark von Alaska. In den Folgejahren besuchte er die Fundstätte in der sogenannten Cantwell-Formation noch mehrmals und legte dabei Dutzende Fußspuren dieser Tiere frei. Außerdem fanden er und sein Team zeitgleich entstandene Fußabdrücke einer deutlich weniger ungewöhnlichen Art von Pflanzenfressern: Vertretern der in der Kreidezeit weit verbreiteten Gruppe der Hadrosaurier.

Damals dürfte es sich um ein sumpfiges, mit stehenden Gewässern gesprenkeltes Land gehandelt haben, schließen die Forscher aus fossilierten Resten von Pflanzen. Möglicherweise mochten die Therizinosaurier eine feuchte Umgebung – es wäre ein weiteres Puzzleteil im Rätsel, das die Lebensweise dieser einzigartigen Tiere immer noch darstellt.

Der Highway zwischen Asien und Klein-Amerika

Therizinosaurier-Fossilien kennt man vor allem aus Zentral- und Ostasien, wo Hadrosaurier ebenfalls vorkamen. Fiorillo sieht seinen Fund als weiteren Beleg dafür, dass das heutige Alaska in der späten Kreidezeit, vor 70 bis 65 Millionen Jahren, Teil einer Landbrücke war, die Asien mit dem westlichen Teil des heutigen Nordamerika verband – die östliche Hälfte blieb von dieser durch ein Binnenmeer getrennt.

Über diesen interkontinentalen "Super-Highway", so Fiorillo, wanderten immer wieder neue Dinosaurierwellen aus dem großen Asien im westlichen Fragment Nordamerikas ein und führten dazu, dass die Faunen der beiden Landmassen einander stark ähnelten. (jdo, 12. 8. 2018)