Foto: Mark Mosman

Die Künstlerin Eva Moosbrugger lebt inmitten einer idyllischen Gartenlandschaft hoch über Dornbirn. In der Parzelle Rickatschwende hat sie ihren Traum vom Wohnen und Arbeiten unter einem Dach verwirklicht.

"Mein Leben auf dem Berg war als Übergangslösung gedacht. Dann sind meine beiden Söhne und ich geblieben. Sieben Jahre lang haben wir in einem Ferienhaus auf 42 Quadratmetern gelebt. Unser Traum war ein Haus am Waldrand, auf dem letzten verfügbaren Baugrund. Dort sind wir oft gesessen und haben die Umgebung auf uns wirken lassen: den See dort unten, die Schweizer Berge dort drüben, das Rheintal, den Wald, den Hang.

Eva Moosbrugger, Künstlerin und Designerin, wohnt in Dornbirn mit und in der Natur. Ihr Wohn- und Atelierhaus hat sie nach eigenen Ideen und mit viel Handarbeit realisiert.
Foto: Mark Mosman

Wir haben uns überlegt, wie ein Haus diese Vielfalt und Schönheit einfangen könnte.Die Kinder haben Pläne ihrer Zimmer gezeichnet, sogar ein Modell gebastelt. Die Identifikation ging so weit, dass Hannes eines Tages, als er aus dem Küchenfenster des alten Hauses auf das Grundstück schaute, ganz empört gerufen hat: "Mama, da stehen Kühe in unserem Wohnzimmer und machen hinein." Das Haus existierte schon, als wir noch nicht einmal den Grund besaßen. Vier Jahre hat es gedauert, die Besitzerin zum Verkauf zu bewegen.

Nun lebe ich seit 23 Jahren in diesem gestrickten Holzhaus. Eigentlich wollte ich ein ultramodernes Haus bauen, eine Stahl-Glas-Konstruktion als Passivhaus, weil hier auf 980 Meter Seehöhe die Sonne so intensiv ist. Meine Pläne haben sie im Stadtbauamt lachend verworfen und erklärt, es handle sich um einen subtilen Randbereich, ich müsse der Tradition entsprechend bauen. Also nichts Innovatives. Das Betonfundament, ein Entwurf von Arno Bereiter, fängt in einem Kreissegment die Hangneigung auf.

Im Haus der Künstlerin steckt viel Handarbeit.
Foto: Mark Mosman

Das Holzhaus, das ich selbst geplant habe, wurde wie ein Hut daraufgestellt. In meinem Haus steckt sehr viel Handarbeit. Anders hätte ich mir den Hausbau nicht leisten können. Die Fensterstöcke beispielsweise habe ich mit einer Tante selbst gebaut. Den Küchenblock aus Stein habe ich entworfen und auch selbst behauen. Im Sedimentgestein kann man Einschlüsse von Muscheln, Zähnen, Flossen und kleinen Schnecken sehen. Ich habe diverse Besonderheiten eingearbeitet. Eine integrierte Obstschüssel zum Beispiel, eine Platte für den Salat oder ein schlangenförmiges Gebilde, auf dem man große Holzschneidebretter abtropfen lassen kann.

Das Atelier von Eva Moosbrugger.

An der Farbe der Küche habe ich sehr lange herumgetüftelt. Sie musste zum schwarzen Steinboden passen und zum Holz. Nichts sollte rustikal wirken. Meine Designphilosophie ist eine pragmatische. Wenn ich etwas Neues entwickle, kommt das aus meinem ureigenen Bedürfnis, einem Gegenstand eine ganz bestimmte Bedeutung zu verleihen. In dieser Welt der bedeutungslosen Dinge und der Überflutung mit Glump sollen uns die Gegenstände, die uns umgeben, ehren – vom Material, von der Ästhetik und von ihrem Sinn her. Ich hatte immer die Vision, uns selbst zu versorgen.

Mein Garten nimmt Anleihen an der Permakultur, hier wachsen Kräuter, Obst, Gemüse und Beeren. Das Anpflanzen ist eine große Herausforderung, weil die Vegetationsphasen kürzer und die Nächte kühler sind. Dieses Klima hat aber auch Vorteile. So haben Kräuter und Blüten extrem starke Inhaltsstoffe und Vitamine, sind hochwertiger. Den Duft der Rosen und Kräuter könnte man durchaus betörend nennen. Aus Blüten und Kräutern mache ich Tees und Kräutersalze. Eigentlich habe ich hier alles. Einen Wohntraum gibt es dennoch: Ich hätte gerne einen großen Gasherd und einen Swimmingpool. Der Gasherd lässt sich verwirklichen, aber der Swimmingpool wäre unvernünftig. So wird es bei meinem kleinen Biotop mit den vielen Amphibien bleiben, und ich gehe weiterhin in die Enz schwimmen." (Jutta Berger, 13.8.2018)