Kallingers Quartiershaus im Sonnwendviertel – Das "Haus am Park".

Foto: Kallingerprojekte

Das "Forum am Seebogen" hat sich kürzlich im Wettbewerb durchgesetzt.

Foto: Zoom.VP

"Mischa" wird bereits gebaut, beide Projekte in der Seestadt Aspern.

Visualisierung: Schreiner, Kastler

Sieben Stockwerke, 29 Wohnungen, vier Büros und eine Tanzschule: Das "Haus am Park" von Bauträger Kallinger und feld72 Architekten ist nicht nur das erste fertiggestellte Gebäude im Wiener Stadterweiterungsgebiet "Sonnwendviertel Ost", sondern auch das erste fertige "Quartiershaus" in Wien. Diese möglichst gut durchmischten Häuser sollen neue Stadtentwicklungsgebiete beleben, die Bewohner vernetzen und so die Gemeinschaft stärken.

Öffentliche Erdgeschoße

"Stadtteilbezogene Nutzungen" ist dabei der Schlüsselbegriff, der sich in den Ausschreibungen bisheriger Wettbewerbe fand. Das kann etwa ein Tanzstudio sein wie im "Haus am Park", ein breites Angebot für Musikschaffende samt "Grätzl-Zentrale" wie im Projekt "Music-Box" oder auch ein guter Mix an kleinen Gewerbetreibenden wie beim Projekt "Mio". Ein halbes Dutzend solcher Quartiershäuser ist im Sonnwendviertel gerade noch im Entstehen.

Und auch in der Seestadt Aspern legt man Wert auf gut durchmischte Häuser. Das Projekt "Mischa" im Seeparkquartier, von dem der Rohbau demnächst fertiggestellt wird, trägt die Mischung schon im Namen. Der gemeinnützige Bauträger EGW Heimstätte errichtet hier nach Plänen von KOKA nonconform Architekten ein Gebäude mit rund 9000 m² Nutzfläche, das neben "klassischen" Mietwohnungen auch ein Pflegewohnheim für Sehbehinderte, Flächen für gemeinschaftliches Wohnen, Büros und Gewerbeflächen beinhalten wird.

Geplante Synergien

In einem partizipativen Prozess, moderiert von RealityLab, wird seit Monaten am Aufbau einer Baugruppen-Community gearbeitet, wobei hinsichtlich des übergeordneten Themas "Wohnen und Arbeiten mit Kindern" Synergien beim Wohnen und bei der Freizeitgestaltung der Bewohner ausgelotet werden. Die größte Herausforderung war dabei, "die Abläufe so zu koordinieren, dass man den Leuten schon möglichst viel sagen kann, sie aber auch noch viel mitplanen können", sagt Planerin Katharina Kothmiller von nonconform.

Anfangs konnte man den Interessenten beispielsweise noch keine fixen Preise nennen, weil sich das Projekt ein wenig verzögerte. Nun ist man gerade schon dabei, die Gemeinschaftsräume für die Bewohner zu planen. Das Konzept für ein "Neues Stadthaus" entwickelte nonconform gemeinsam mit der TU Wien schon vor einigen Jahren, mit Bauträger ifa AG wollte man es im zehnten Bezirk umsetzen.

Diese Pläne zerschlugen sich dann allerdings. Die Entwickler der Seestadt waren von dem Konzept aber überzeugt und vermittelten einen Bauträger, der es bei ihnen verwirklichen könnte, was man dann im zweiten Anlauf auch schaffte.

IBA im "Forum"

Der Wettbewerb für ein weiteres sogenanntes "Nutzungsoffenes Stadthaus" in der Seestadt wurde vor wenigen Wochen entschieden. KOKA nonconform hat dabei auch mitgemacht, als Sieger ging aber das Büro heri&salli (von dem auch die erwähnte Music-Box stammt) mit Bauträger Familienwohnbau hervor. Der Bauträger kann den rund 800 m² großen Bauplatz nun günstig erwerben und wird hier das "Forum am Seebogen" mit freifinanzierten Wohnungen, mindestens 20 Prozent Gewerbeanteil und einem öffentlich nutzbaren Erdgeschoß errichten. Dessen Nutzung ist zunächst einmal bis 2022 fixiert, in diesem Jahr veranstaltet Wien nämlich eine Internationale Bauausstellung (IBA).

Erdgeschoß für die Seestadt-Bewohner

Im "Forum" gleich neben dem U-Bahn-Ausgang wird dazu eine Ausstellung stattfinden, kündigten IBA-Koordinator Kurt Hofstetter und Familienwohnbau-Chefin Barbara Fritsch-Raffelsberger bei der Präsentation an. Was danach komme, sei ungewiss; das Erdgeschoß solle jedenfalls auch künftig "in irgendeiner Weise den Bewohnern der Seestadt gehören", so die Bauherrin. In den oberen Geschoßen wird sich das Gewerbe einerseits in Form einer "klassischen" Büronutzung, andererseits auch in Form von Einheiten für Wohnen und Arbeiten weiterziehen.

Vorgabe war hier auch die Entwicklung einer Systembauweise mit einer Bauzeit von nur sechs Monaten. Dies deshalb, weil man in der Seestadt bewusst "stadtplanerische Lücken" lasse, wo auf kurzfristigen Bedarf rasch reagiert werden kann, erklärte Alexander Kopecek, einer der Seestadt-Entwickler. Um dies dann zeit- und damit für die Nachbarn auch nervensparend durchführen zu können, sei eine kurze Bauzeit nötig. (Martin Putschögl, 11.8.2018)