Drei Niederlagen der österreichischen Vereine an einem einzigen heißen Abend in der Frühphase der Europa League. Die zehnte europäische Heimpleite in Folge für Sturm Graz. Muss man auch erst mal hinkriegen. Quasi ein Kunststück. Ja, die sportliche Bilanz fiel am Donnerstag ernüchternd aus, jenseits von Red Bull Salzburg wird den heimischen Vertretern auf internationaler Bühne regelmäßig ein Gurkerl geschoben. Wohlgemerkt von Klubs aus der Slowakei und Zypern. Wir reden also weiß Gott nicht vom Nabel der Fußballwelt. Und eigentlich reden wir gar nicht darüber.

Denn das größere Drama spielte sich an jenem Abend in der Merkur-Arena zu Graz ab. Dort wurde der schwedische Unparteiische Fredrik Klyver an der Seitenlinie von einem Trinkbecher am Kopf getroffen und lag stark blutend auf dem Rasen. Der außerordentlich treffsichere Werfer wurde anhand der Videobilder identifiziert und von der Polizei gefasst. Absicht oder nicht, für den Herrn in der Union-Jack-Unterflak könnte es nicht nur der letzte, sondern auch der teuerste Stadionbesuch seines Lebens werden.

Der niederländische Erstligist NEC Nijmegen wurde 2009 nach einem Feuerzeugwurf gegen Schiedsrichter Darko Čeferin zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro verdonnert. Und die Zeiten, als die Vereine zähneknirschend für ihre Fans bürgten, sind vorbei. Just am Freitag hat der VfL Wolfsburg zwei Fans wegen des Abbrennens von Pyrotechnik erfolgreich in Regress genommen. Die von der deutschen Bundesliga verhängte Strafe über 6.000 Euro wurde direkt an die Anhänger weitergereicht. Sturm Graz wird es ähnlich angehen. Wird es ähnlich angehen müssen.

Denn gegen einzelne Übeltäter helfen weder Zäune noch Verbote, Sensibilisierungsmaßnahmen oder erhobener Zeigefinger. Man muss sie zur Kassa bitten. Klingelingeling. Mäuse, Kröten, Kohle, Knete, Schotter – diese Sprache ist jedermann gut verständlich, die abschreckende Wirkung wird über kurz oder lang beim schlimmsten Hanswurst Wirkung zeigen. Macht keinen Spaß, muss leider sein. So können Vereine ihrer Pflicht nachkommen, maximale Sicherheit im Stadion zu gewährleisten. So landet alles wieder dort, wo es hingehört. Das Bier im Bauch, der Becher beim Pfand. (Philip Bauer, 10.8.2018)