Der Herr der Zahlen: Wohnbauforscher W. Amann.

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Valide Zahlen über den österreichischen Wohnbau zu bekommen ist eine schwierige Sache. Das liegt daran, dass die für den Wohnbau (bzw. die Wohnbauförderung) hauptsächlich zuständigen Bundesländer, aber auch die Gemeinden, in deren Zuständigkeit etwa Baugenehmigungen, Fertigstellungsanzeigen und Benützungsbewilligungen fallen, mehr schlecht als recht Zahlen erheben und weitergeben.

Insbesondere die Zahlen über die Fertigstellungen in Österreich sind deshalb mit Vorsicht zu behandeln. Was zu einem nicht unwesentlichen Teil auch daran liegt, dass die Stadt Wien seit vielen Jahren nur höchst unregelmäßig Zahlen an die Statistik Austria meldet. Insbesondere konkrete Zahlen über in Wien vorgenommene An-, Auf- und Umbauten sind dort nicht erhältlich. Wiens neue Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal, vom STANDARD auf diesen Umstand angesprochen, sagt, sie höre davon zum ersten Mal, will sich der Sache nun aber annehmen.

Für 2017 hat die Statistikbehörde noch keine Fertigstellungszahlen veröffentlicht, dies wird erst im November so weit sein. 2016 wurden im gesamten Bundesgebiet rund 56.400 Wohneinheiten fertiggestellt. Zum Vergleich: Die österreichweiten Baubewilligungen lagen in den Jahren 2012 bis 2014 (also ungefähr in jenem Zeitraum, in dem diese Wohneinheiten bewilligt wurden) im Schnitt bei rund 58.300 Einheiten.

Dass die Zahl an Fertigstellungen also österreichweit jener der Baubewilligungen weit hinterherhinkt, wie oft behauptet wird – von bis zu 40 Prozent Unterschied ist manchmal die Rede -, und somit also die Zahl der Baubewilligungen ein verzerrtes Bild des Marktes abgibt, lässt sich daraus nicht ableiten und kann auch Wohnbauforscher Wolfgang Amann anhand seiner eigenen Zahlen nicht bestätigen. "Fast jede Baubewilligung wird irgendwann konsumiert", so der Experte. Den Unterschied beziffert er auf maximal zwei Prozent. (Martin Putschögl, 13.8.2018)