Bild nicht mehr verfügbar.

Konsumenten jammern gern über den Spritpreis – und ignorieren zugleich hunderte Euro Mehrkosten, weil die Hersteller die Verbrauchsangaben notorisch tunen.

Foto: AP Photo/Bernd Kammerer

Bei all der Aufregung über Dieselgate ist es fast untergegangen: Autohersteller tricksen nicht nur bei Autoabgasen und rechnen gesundheitsgefährdende Emissionen klein. Auch die Angaben über den Spritverbrauch rangieren im Reich der Fantasie. Viel mehr als ein Achselzucken erntet man für diese Feststellung freilich nicht. Denn die Konsumenten haben sich daran längst gewöhnt.

Das ist unverständlich. Denn während sich Herr und Frau Österreicher vor der Fahrt in den Urlaub oder ins Wochenende über ein, zwei Cent höhere Spritpreise bis zum Gehtnichtmehr echauffieren können (und kilometerlange Umwege auf sich nehmen, um beim Volltanken heiße zwei Euro zu sparen), ignorieren sie apathisch hunderte Euro an Mehrkosten pro Jahr, weil die Hersteller die Verbrauchsangaben notorisch tunen.

Ein wenig Besserung ist in Sicht. Die neuen EU-weiten Zulassungsbestimmungen sehen schärfere Tests vor, sie wurden dem realen Fahrverhalten angenähert. Zufriedenstellend sind sie damit aber nicht. Schon gar nicht aus Verbrauchersicht. Denn noch ist nicht klar, welche der in Motorsteuerung und Bordcomputern gesammelten Informationen dem gemeinen Autofahrer künftig zur Verfügung stehen werden, wenn Brüssel den Einbau von Kraftstoffverbrauchsmessern in Pkws verordnet. Angaben über giftige Emissionen werden den Fahrzeughaltern bis dato überhaupt vorenthalten.

Für den Verkehrsminister wären neue EU-Regeln wie die Verbrauchsmessrichtlinie für Pkws, wie sie in Brüssel gerade ausgearbeitet werden, ein lohnendes Feld, in das sich die österreichische Ratspräsidentschaft dringend einbringen sollte – auch wenn es nicht so populär ist wie Tempo 140 auf der Autobahn.

Große Hoffnungen sollte man diesbezüglich in die Regierung allerdings nicht setzen. Wer geschädigte Dieselfahrer im Abgasskandal im Regen stehen lässt und Umwelt- und Verbraucherschutzbestimmungen auf das EU-Mindestmaß zurückstutzen will, hat mit den Interessen der "kleinen Leute" nichts am Hut. (Luise Ungerboeck, 17.8.2018)