Autotüren sind eine gefährliche Falle für Radfahrer. Mehrzweckstreifen auch.

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Der Anruf kam frühmorgens. Ob ich, fragte C., ihr Rad holen könne. Sie sei auf dem Weg ins AKH. Nein, nein, sagte C., nix Ernstes. Aber ihr rechtes Handgelenk sei gebrochen. Außerdem habe sie Abschürfungen und Prellungen. Kopf, Nacken und Co seien heil: Sie habe die Autotür nicht einmal kommen sehen. Nur den Schlag an der Hand gespürt – dann sei sie geflogen.

Lenker verbogen, Gabel verzogen

"Ich hab vergessen zu schauen." Der Autofahrer zitterte, als ich das Rad einsammeln kam, immer noch: "Es tut mir so leid." Das Rad? Lenker verbogen. Gabel verzogen. Brems- und Schalthebel rechts wohl hinüber. "Da, hab ich sie erwischt." Die Polizistin reichte mir Cs. Helm. "Mit dem Kopf ist sie eh nicht aufgeschlagen, hat sie uns gesagt. Nehmen S' den also mit?"

Links, hinter der Schläfe, war außen ein kleiner, unauffälliger Fahrer. Dreck? Eine aufgeraute Stelle. Ich klopfte mit dem Finger drauf: Zwei Styroporklumpen fielen heraus. Wir schauten hinein: Wie Gewitterblitze zogen sich Bruchlinien durch das Innenleben. "Oida," sagte die Polizistin, "und jetzt stellen wir uns vor ..." Der Autofahrer wurde blass. Musste sich setzen: "Oh Gott. Ich schau sonst immer! Sie hatte gar keine Chance auszuweichen." Noch einmal die Polizistin: "Null Chance: Mehrzweckstreifen sind echte Fallen." Laut Tracker (C. war auf dem Weg zu einer Rennrad-Gruppenausfahrt) fuhr C. beim "Abschuss" 17 km/h. Sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung. Das war vor zwei Jahren. Seither ist keiner von uns einen Meter ohne Helm gefahren: Mein Kopf ist kein Teil einer Statistik, sondern meines Körpers. Und ich habe nur einen. (Thomas Rottenberg, 24.8.2018)