Live am Flughafen und gleichzeitig live in Gamlitz.

oe24 konnte am Samstag gar nicht genug kriegen von der Hochzeit der Außenministerin und dem Besuch des russischen Promibesuches.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Österreich hat leider keinen Kaiser mehr. Auch keine Königin. Aber immerhin haben wir Karin Kneissl. Von daher war es nur würdig und recht, dass oe24.tv am Samstag eine ganztägige Sondersendung über die Hochzeit der Außenministerin in der Südsteiermark einschob. Auf den von den Freiheitlichen verhassten ORF ist in solchen Fällen ja kein Verlass.

Das oe24-Team servierte schon Stunden vor der Hochzeit brisante Hintergrundinformationen und horchte in die Seele der Gamlitzer hinein. Reporter Karl Wendl wusste etwa zu berichten, dass ganz oben auf der Wunschliste der Einheimischen ein Selfie mit Wladimir Putin steht. Und was noch viel wichtiger ist: Karin Kneissl sollte beim Hochzeitsmahl eine vegetarische Vorspeise kredenzt bekommen, während für den russischen Präsidenten steirisches Verhackertes eingeplant war. Alles andere wäre für ein Mannsbild wie Putin auch unpassend gewesen.

Sympathischer Koch

Da sich, wie Eheleute wissen, so ein Hochzeitstag ganz schön ziehen kann, musste natürlich auch ein Interview mit Haubenkoch Heinz Preschan vom Gasthaus Tscheppe eingespielt werden. Der berichtete, dass er dem Bräutigam sympathisch war und deshalb als Veranstalter der Feierlichkeit ausgewählt wurde, blieb aber trotz knallharter Nachfragen von Niki Fellner dabei: "Ich darf eigentlich nichts sagen." Weil Geheimsache.

oe24-Reporterin Jenny Posch mopste derweil einem Brautpaar in Gamlitz einen Strauß ("nicht den von Karin Kneissl"), befragte lustige Gamlitzer, die mit profunden Politikanalysen überraschten ("Kneissl ist der Hinterseer der Nahostpolitik") und wollte schließlich vom Bürgermeister wissen, ob er der Außenministerin Unterwäsche für die Hochzeitsnacht zu schenken gedenke.

Hunde-Anreise im BMW

So steigerte sich die Spannung von Stunde zu Stunde. Kurz vor der Trauung erfuhr der Zuseher, dass Kneissls Hunde im BMW angereist waren (hoffentlich nicht selbst gefahren) und für sie "bestens gesorgt" sei. Putin verwirrte derweil, weil er nicht in der ersten aus Russland gelandeten Maschine saß. Aber oe24 wusste zu beruhigen: "Vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn Putin zu spät kommt, dann hat sie den Moment für sich."

Da Putin aber niemandem den Moment nur für sich lässt, erschien er zur Überraschung aller fast pünktlich zur Vermählung. Da waren dann schon mehr als fünf Stunden Live-Berichterstattung um, aber noch lange kein Ende in Sicht. Als Putin bereits längst in Richtung Berlin zu Angela Merkel unterwegs war, widmete sich das Fellner-Fernsehen noch den "Hochzeit-Highlights" und diskutierte im Studio über die Kosten, die der präsidiale Schutz verursacht hat. So mancher Seher könnte sich dabei gedacht haben: So schlecht ist das gar nicht, dass man für den ORF bezahlen muss, der dafür aber nicht jedes Event bis zum Exzess abfeiern muss. (Günther Oswald, 18.8.2018)