Die grüne Farbe ist in Argentinien zum Symbol jener geworden, die sich für eine Lockerung des strengen Abtreibungsverbots einsetzen.

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Buenos Aires – Tausende Argentinier haben am Wochenende wegen des kürzlich gesetzlich bestätigten Abtreibungsverbots ihren Austritt aus der katholischen Kirche eingeleitet. Eine laizistische Initiative mit dem Namen "Apostasia colectiva" (Gemeinsame Lossagung) hatte dazu in sieben Städten des südamerikanischen Landes Beratungszentren eingerichtet.

Der argentinische Senat hatte am 9. August eine Gesetzesvorlage zur Legalisierung der Abtreibung abgelehnt. Die katholische Kirche hatte gegen die Legalisierung massiv mobil gemacht, ihr Einsatz galt vielen als entscheidender Faktor dafür, dass die Initiative im Senat vor knapp zwei Wochen doch noch abgelehnt wurde, nachdem das Abgeordentenhaus im Juni knapp dafür gestimmt hatte. Proteste von Gegnerinnen und Gegnern des strikten Abtreibungsverbots waren die Folge.

Schon mehrere Anläufe

Der Abbruch einer Schwangerschaft gilt als "Delikt gegen das Leben" und ist nur nach einer Vergewaltigung oder bei Lebensgefahr für die Schwangere gestattet. Mit dem neuen Gesetzesentwurf sollte Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche erlaubt werden.

Die vor zwei Wochen vom Senat abgelehnte Initiative war innerhalb der vergangenen zwölf Jahre der siebente Anlauf zur Legalisierung. Die vergangenen sechs Versuche verliefen ohne Debatte im Sand. Auch Expräsidentin Cristina Kirchner, unter deren Regierung etwa die Ehe für alle eingeführt wurde, gab kein grünes Licht für eine Debatte über ein Abtreibungsgesetz.

Zahlreiche Todesfälle

2004 schätzte das Gesundheitsministerium, dass bis zu 500.000 Abtreibungen pro Jahr geheim durchgeführt würden. Wenn es sich die Frauen leisten können, finden sie einen Arzt in einer privaten Klinik oder Praxis. Wenn sie arm sind, findet die Abtreibung oft unter unsicheren Bedingungen statt. Verlässliche Zahlen gibt es nicht, je nach Quelle sterben in Argentinien aber jährlich zwischen 50 und 100 Frauen an den Folgen einer illegalen Abtreibung – vor allem Frauen aus armen Verhältnissen. In einer Privatklinik kostet ein Eingriff zwischen 1.000 und 1.500 Dollar – ein Betrag, der das Monatseinkommen vieler Menschen übersteigt.

In Argentinien gibt es keine Staatsreligion, der Katholizismus genießt jedoch rechtlich einen bevorzugten Status. Nach einer Studie der Organisation Latinobarometro aus dem Jahr 2013 waren 77 Prozent der Argentinier katholisch, sieben Prozent evangelisch und 13 Prozent Atheisten oder Agnostiker. Um die Kirche zu verlassen, müssen getaufte Bürger ihre Entscheidung dieser schriftlich mit Taufdatum und -ort sowie einer kurzen Begründung mitteilen. (red, APA, maa, 20.8.2018)