"Ein gigantischer haariger Oktopus? Überreste eines Wollhaarmammuts? Eine unbekannte urzeitliche Kreatur aus der Tiefe?", fragte die "Siberian Times" vergangene Woche angesichts eines vermeintlich rätselhaften Funds auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka. Spaziergänger hatten an einem Strand am Beringmeer ein großes, stinkendes, pelziges Etwas entdeckt, Bilder und ein Video davon verbreiteten sich schnell. Einige internationale Medien stimmten in die Aufregung mit ein.

Video vom "Kamtschatka-Ungeheuer"
Anna Liesowska

Stark verwest

Doch auch wenn die Entdeckung imposant aussieht, die Auflösung des "Mysteriums von Kamtschatka" ist recht unspektakulär: Es handelt sich um den verwesenden Kadaver eines Wals. Das vermeintliche Fell ist nichts anderes als Fasern des Bindegewebes, die unter den bereits aufgelösten oberen Gewebsschichten zum Vorschein kamen. In anderen Worten: Der Kadaver ist nicht frisch, sondern verwest schon seit längerem, wie die Hamburger Biologin Bettina Wurche in einem Blogbeitrag erklärt.

Fasern statt Fell: Hier liegt ein verrottender Wal.
Foto: Dyadenko

Zu diesem Schluss kommt letztlich, nach allerlei unsinnigen Spekulationen, auch die "Siberian Times": "Unter den Einflüssen des Meeres, der Zeit und verschiedener Aasfresser nehmen tote Wale oft bizarre Formen an", sagte der Meeresbiologe Sergei Kornev zu der Zeitung. "Das ist ein Teil eines Wals, kein ganzer." Das einzige ungelöste Rätsel in der Angelegenheit ist, um welche Walspezies es sich bei dem gestrandeten Tier handelt. Aber die Schlagzeile "Gestrandeter Kadaver muss erst einer Walart zugeordnet werden" reicht eben nicht, um internationale Aufmerksamkeit zu erregen. (dare, 20.8.2018)