Wien – Angesichts der jüngsten Aufregung rund um die Neos, dass man in Wien nach der nächsten Rathauswahl eher mit FPÖ und ÖVP einen Unabhängigen zum Bürgermeister wählen wolle, als ein rotes Stadtoberhaupt zu unterstützen, hält man fest zusammen. Die neue Neos-Frontfrau Beate Meinl-Reisinger, derzeit noch Wiener Landeschefin und am Montag mit der Vorbereitung auf das ORF-"Sommergespräch" beschäftigt, ließ dem STANDARD zum Vorstoß des neuen pinken Wiener Klubchefs Christoph Wiederkehr via Presse kurz und bündig ausrichten: "Wenn die Diskussion um eine parteifreie Bürgermeisterin bzw. Bürgermeister dazu beiträgt, das System der roten Erbpacht in Wien aufzuzeigen, dann macht sie Sinn und sollte ohne Scheuklappen geführt werden."

Unterstützt Diskussion "ohne Scheuklappen" über "die rote Erbpacht in Wien": Beate Meinl-Reisinger.
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Zur Erinnerung: Die Wiener Neos, allen voran Meinl-Reisinger, zogen schon bei der Wahl 2015 – damals übrigens auf die Expertise des ehemaligen SPÖ-Beraters Tal Silberstein vertrauend – nicht gerade zimperlich gegen "g'stopfte" Politiker und den roten "Filz" in der Bundeshauptstadt zu Felde – und anschließend mit fünf Mandataren in den Gemeinderat ein.

Wiederkehr selbst hat jedenfalls – nicht zuletzt wegen des grün dominierten Ärgers in den sozialen Netzwerken – noch am Wochenende via Facebook erklärt: "Für mich ist auch klar, dass ich der FPÖ in dieser Stadt sicher nicht zum Bürgermeister verhelfen werde. (...) Auch eine Koalition mit dieser rassistischen FPÖ ist für mich nicht denkbar."

Will trotz seines umstrittenen Vorstoßes der FPÖ "sicher nicht zum Wiener Bürgermeister" verhelfen: Christoph Wiederkehr.
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Neos-Generalsekretär Nick Donig wiederum räumt zwar ein, dass es "extrem unwahrscheinlich" sei, dass es jemals zur Wahl eines unabhängigen Bürgermeisters komme; er hält aber auch fest, dass es der Partei, nicht nur ihrem Wiener Ableger, schon unter ihrem Boss Matthias Strolz stets um parteiübergreifende "Arbeitsübereinkommen" gegangen sei. Und weil es den Neos stets um die Sache gehe, habe man deswegen im Rathaus schon mit Türkis und Blau für ein Kopftuchverbot in Kindergärten gestimmt und im Parlament die Koalitionsparteien beim möglichen Zwölfstundentag unterstützt. Genauso gehe man mit der Regierung aber auch auf Konfrontation bei Fehlleistungen, wie sie etwa im Zuge ihrer "jenseitigen" Auslegung der EU-Ratspräsidentschaft zutage träten.

Räumt ein, dass die Wahl eines unabhängigen Bürgermeisters in Wien "extrem unwahrscheinlich" sei: Nick Donig.
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Für den pinken General ist der Wirbel rund um Wiederkehrs Vorstoß vor allem von "einer Seite", nämlich "der grünen", erwünscht, weil das für eine für die Grünen nötige Polarisierung vor dem nächsten Urnengang sorge. Donig: "Denn nach der Wahl gilt als sehr wahrscheinlich, dass sich in Wien weder Rot-Grün noch Türkis-Blau ausgeht." (Nina Weißensteiner, 20.8.2018)