Wien – Karel Schwarzenberg, der frühere tschechische Außenminister und Präsident der Helsinki Föderation, sagt zur Putin-Kneissl-Show: "Wenn sie politisch denken würde, hätte sie ihn nicht zu so einer privaten Veranstaltung eingeladen. Aber er hat sofort politisch gedacht und die Einladung angenommen, weil er so Normalität demonstrieren kann."

Schwarzenberg hat sich in den frühen 1980er-Jahren als Chef der Helsinki-Föderation im kommunistischen Osteuropa und in der Sowjetunion für Menschenrechte, aber auch für Dialog mit den Regimen eingesetzt. "Es ist richtig, dass man mit jeder russischen Regierung den Kontakt aufrechterhalten muss. Aber es ist etwas anderes, wenn man zum intimsten familiären Ereignis jemand wie Putin einlädt."

Man wisse über die Rechtlosigkeit, die Morde und die autoritäre Herrschaft unter Putin Bescheid. So gesehen sei es "eine merkwürdige Idee" ihn als Ehrengast zu einer Hochzeit einzuladen. "Man glaubt, es hilft Österreich, aber es wird schaden, denn Österreich wird da als ein unsicherer Kantonist in der EU angesehen."

Putin habe sofort die Gelegenheit ergriffen, seinen Charme und seine "menschliche Seite" zu zeigen und damit Dinge wie den verdeckten Krieg in der Ostukraine, die Annexion der Krim, den Propagandakrieg gegen den Westen, die Unterstützung des syrischen Diktators Assad und den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine mit einer russischen Rakete vergessen zu machen. Kneissl habe da ihren persönlichen Ehrgeiz die Oberhand bekommen lassen.

"Verhaute Sache"

Wolfgang Petritsch, früherer Kreisky-Mitarbeiter und Beauftragter der EU und UN sowie zuletzt Österreichs Botschafter bei der OECD, hält den Tanz für eine "verhaute Sache". Gerade bei Kneissl, die ja viel über Außenpolitik publiziert habe, sei da ein "kleiner Scherbenhaufen" entstanden. "Wenn man bei den EU-Sanktionen gegen Russland mitstimmt", dann sei so eine Vermischung von Privatheit und Öffentlichkeit gegen Österreich und auch gegen die EU gerichtet. Andere ehemalige österreichische Diplomaten aus dem konservativen Lager, die nicht zitiert werden wollen, finden das "nicht unbedingt eine Meisterleistung". Kneissl hätte sich das besser überlegen sollen. (rau, 20.8.2018)