Frauenrechtlerin Maria Stern übernimmt die Führung der Liste Pilz.

Foto: Regine Hendrich

Wenn sich zwei streiten, freut sich die Dritte. Wie freudvoll die Aufgabe ist, die Partei mit dem noch zu findenden Namen, die derzeit Liste Pilz heißt und womöglich in den Köpfen vieler Wähler auch weiterhin so heißen wird, zu führen, wird Maria Stern erst erfahren. Eine einfache Aufgabe ist es jedenfalls nicht: Die Liste, die keine Partei sein will, aber auch nicht weiß, was sie sonst sein soll, ist jung, sprunghaft und besteht aus mehreren starken Egos, die nicht unbedingt gern anderen den Vortritt lassen.

Die dreifache Mutter hingegen hielt Peter Pilz, der aus dem freiwilligen Exil zurückkehrte, sogar die Tür auf und blieb selbst draußen. Dass nun ausgerechnet sie, deren bisher prominentester Schritt dieser eine Schritt zurück war, an die Spitze der Liste tritt, sagt wohl mehr über den Charakter der Partei aus als über den der 45-Jährigen.

Sie sei weniger stark vom Streben nach Macht beseelt als vom Wunsch nach politischer Veränderung, sagen Wegbegleiterinnen über die Lehrerin, Musikerin und Krimiautorin. Dass manche sie bei der Kandidatur als Polit-Quereinsteigerin bezeichneten, war jedenfalls verfehlt. Während des Studiums engagierte sie sich im Verband sozialistischer Studenten, damals traf sie auch Pilz. Seit langem ist sie in diversen feministischen Netzwerken aktiv, engagiert sich für Verteilungsgerechtigkeit und gegen Armut, gründete unter anderem das Forum Kindesunterhalt, bevor sie Co-Initiatorin des zweiten Frauenvolksbegehrens wurde.

Erfolgreiche Themensetzerin

Wenigen ihrer Listenkollegen gelang es so erfolgreich wie ihr, Themen zu setzen. So wurde ihr Vorschlag für einen staatlich garantierten Mindestunterhalt im Nationalratswahlkampf tagelang öffentlich diskutiert und schließlich von allen anderen Parteien begrüßt – wenn auch nur theoretisch. Zwar preschten auch andere Liste-Pilz-Sprecher mit akzentuierten Vorschlägen rund um Tierschutz und Cannabis-Freigabe vor. Breit debattiert wurden sie aber nicht, die Proponenten haben die Bewegung bereits verlassen.

Für Kritik sorgte Sterns Aussage, ihr Rückzug zugunsten Pilz' sei "ein zutiefst feministischer Akt". Was daran feministisch sein soll, einem Mann, noch dazu einem, dessen Rücktritt eine Reaktion auf Vorwürfe sexueller Übergriffe gewesen war, zurück an die Macht zu verhelfen, konnte sie bis zuletzt nicht schlüssig erklären. Vielleicht muss sie das aber auch gar nicht mehr. An der Macht ist sie nun selbst. (Maria Sterkl, 20.8.2018)