Granit im Mühlviertel, aber auch in Irland: Im Film "Song of Granite" erweist Regisseur Pat Collins dem legendären irischen Folksänger Joe Heaney (1919-1984) die Ehre.

Heimatfilmfestival

Freistadt – Heimat ist – vor allem aufseiten rechtsnationaler Politik – zu einem Kampfbegriff gegen Zuwanderung verkommen. Wie vielfältig Heimat und wie tief ihre Weltverwandtschaft aber ist, damit befasst sich seit dreißig Jahren das Festival "Der neue Heimatfilm" in Freistadt. Seit 1988 versammelt der von Wolfgang Steininger ins Leben gerufene und mit diversen Außenstellen in Oberösterreich und Tschechien über die Stadt weit hinausführende fünftägige Event Spiel- und Dokumentarfilme, die den Wandel und die Konflikte des Zuhauses beobachten und Mikrokosmen des familiären und gesellschaftlichen Zusammenlebens reflektieren.

Idyllen und Folklore, wie sie der Heimatfilm der Nachkriegszeit zelebriert hat, finden sich hier nicht. Vielmehr werden Klischeevorstellungen aufgebrochen. Etwa in Hubert Charuels Petit Paysan, einem mit drei Césars ausgezeichneten Thriller auf einem Milchbauernhof, den der Regisseur mit seinen Familienmitgliedern auf dem elterlichen Hof in Frankreich gedreht hat. Oder wenn im Episodenfilm Field Guide To Evil neun RegisseurInnen unheimliche Volkssagen ihrer Herkunftsländer im Horrorgenre aufgehen lassen. Ungemütlich wird es auch in Marlina von Mouly Surya, die – analog zum italienischen "Spaghettiwestern" – einen indonesischen "Satay-Western" gedreht hat. Eine gestandene Landfrau pariert hier mit Machete und Hendlgericht ein Raubkomplott.

Geyrhalter, Haffner

Eröffnet wird die Jubiläumsausgabe des Festivals mit zwei Filmen, in welchen regionale Bauprojekte in der Bevölkerung für Zündstoff sorgen. Im Spielfilm Wackersdorf greift Regisseur Oliver Haffner die Proteste anlässlich des Baus der atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Bayern 1985 auf. Der Film läuft im September in den heimischen Kinos an. Um zivilen Ungehorsam geht es auch im Dokumentarfilm Die bauliche Maßnahme von Nikolaus Geyrhalter, der neue Grenzziehungen am Brennerpass ins Visier nimmt.

Im 30. Jahr gedenkt man in Freistadt auch eines Regisseurs, der im April verstorben ist und dessen Filme von Anfang an dabei waren: Milos Forman (1932-2018). Eine Hommage umfasst dessen Anfangstrilogie Schwarzer Peter, Die Liebe einer Blondine und Feuerwehrball sowie den Dokumentarfilm über Formans Rückkehr nach Tschechien: Milos Forman – What doesn't kill you.

Geehrt wird auch das Werk der österreichischen Szenografin Maria Gruber, die Filme wie Slumming oder Thank You for Bombing ausgestattet hat. Den Würdigungspreis der Stadt erhält in diesem Jahr der in Damaskus und Prag ausgebildete Filmemacher Mano Khalil (Hafis & Mara), der mehrfach in Freistadt zu Gast war und dessen Dokumentarfilm Der Imker 2013 den Publikumspreis gewann.

Rückschau hält das Festival auch auf Filme, die in der Erstausgabe 1988 dabei waren, darunter der Publikumshit Daheim sterben die Leut' von Klaus Gietinger und Leo Hiemer von 1985. (Margarete Affenzeller, 22.8.2018)