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Hans Peter Doskozil war 2015 Krisenmanager, dann Verteidigungsminister. Seit Ende 2017 ist er burgenländischer Landesrat für Finanzen.

Foto: AP/Zak

Am 27. August 2015 trat ein Mann in den Fokus der Öffentlichkeit, der bis dahin selbst im Burgenland nur einer Handvoll Insidern ein Begriff gewesen war. Hans Peter Doskozil (48) leitete von 2010 bis 2012 das Büro von Landeshauptmann Hans Niessl, kehrte dann als burgenländischer Landesdirektor in den Polizeidienst zurück, von wo aus er zum Gesicht und zur Stimme des Krisenjahres 2015 wuchs.Wenig später war er Verteidigungsminister, am 8. September wird er zum burgenländischen SPÖ-Chef gekürt werden, Anfang 2019 folgt er seinem Ex-Chef ins LH-Büro.

Außer er hat Pech und muss die Bundes-SPÖ übernehmen. Das ist nun aber wohl ganz unwahrscheinlich geworden. Immerhin hat FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer angekündigt, als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2020 antreten zu wollen. Für die SPÖ geht es also um mehr als den Bundesparteichef. Um einen ihrer drei Landeshauptleute. Doskozil hat auch schon begonnen, die pannonische SPÖ nach seinen Bedürfnissen zu formieren.

Diese rasante Karrierefahrt ist Zufall. Aber auch wieder nicht. Denn Hans Peter Doskozil hat zweifellos immer etwas politisch Agierendes an sich gehabt. 2015, schon in den späten Augusttagen. Bei den Pressestatements zu der Ungeheuerlichkeit der 71 Toten und später an den von Menschenmassen überlaufenen Grenzübergängen wirkte der Polizist zuweilen wie der einzige Politiker im Land. Das wusste er. Und so agierte er auch.

Kühler Kopf

Jedenfalls schien er damals der Einzige, der nicht im Begriff stand, gerade den Kopf zu verlieren. Als einer, der einen Plan, wenn schon nicht tatsächlich hatte, so doch demnächst haben würde. In einer so fundamentalen Krisensituation, die Europa bis heute quält, war das – und ist bis heute – ein nicht zu unterschätzendes politisches Asset. Es mag sein, dass Hans Peter Doskozil aus Kroisegg, dem Gerade-250-Einwohner-Ortsteil der Gemeinde Grafenschachen im Südburgenland, 2015 zugutekam, dass er im Fremdenrechtsbüro des Innenministeriums gesessen war und fachlich also firm war.

Mehr noch aber, dass er eine gute organisatorische Hand hat, fähige, selbstständig agierende Mitarbeiter um sich scharte und das grelle Licht der Kameras so gar nicht scheute. Helmut Marban, sein damaliger Pressechef, der ihm als solcher auch ins Verteidigungsministerium folgte, hat das in seiner Bachelorarbeit ausdrücklich erwähnt. Die polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit habe 2015 auch deshalb so gut funktioniert, weil Doskozil "ein außerordentlicher 'Kommunikator' gewesen ist".

Das blieb er. Ob zum Nutzen oder Schaden der SPÖ, darüber wird in dieser Partei gerade heftig gestritten. Klar ist, dass Hans Peter Doskozil ein echter Burgenländer ist. Das sozialdemokratische Denken und Tun hatte hier stets einen recht pragmatischen Zungenschlag. Ideologische Perspektiven stammen weniger aus den politologischen Seminaren. Sondern aus den Betriebsratsversammlungen. Das ist ihm "links" genug. (Wolfgang Weisgram, 24.8.2018)