Jährlich pilgern tausende Besucher zu einem fragwürdigen Touristenmagnet in Spanien – dem Grab vom Ex-Diktator Francisco Franco.

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Madrid – Das spanische Kabinett hat am Freitag ein Dekret beschlossen, mit dem die Umbettung der Überreste des faschistischen Diktators Francisco Franco (1892–1975) erleichtert werden soll. Dieses sieht die Änderung eines bestehenden Gesetzes vor, um die Pläne zu legalisieren und juristischen Widerstand vor allem der Familie Franco aus dem Weg zu räumen.

Die sterblichen Überreste sollen aus einer Kirche im Valle de los Caídos entfernt werden. Dort soll eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus entstehen. Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte das Vorhaben gleich nach seinem Amtsantritt im Juni angekündigt. Das Dekret muss nun noch durch das Parlament. Dort können Sánchez' Sozialisten jedoch mit der Unterstützung der Linkspartei Podemos, der baskischen Nationalisten und der Vertreter der katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter rechnen und damit die Mehrheit bilden.

Pilgerort für Faschisten

Der Diktator war nach seinem Tod am 20. November 1975 auf Wunsch des nachfolgenden Staatschefs, König Juan Carlos, im Valle de los Caídos beigesetzt worden. 400.000 Menschen besuchen den Ort jährlich, darunter viele Alt- und Jungfaschisten.

Das "Tal der Gefallenen" ist ein makabrer Ort. In an die Kathedrale angrenzenden Schreinen liegen die Gebeine von 34.000 im Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 Gefallenen beider Konfliktparteien. Der Bekannteste unter ihnen ist der Gründer der faschistischen Partei Falange, José Antonio Primo de Rivera. Die Familien der in der Kathedrale Beerdigten, die die Demokratie gegen die Franco-Putschisten verteidigt hatten, verlangen seit Jahren die Herausgabe der Überreste ihrer Angehörigen. Sie wollen die Ihrigen nicht zusammen mit Faschisten beerdigt sehen.

Wollen kein Mausoleum für Diktator

Sánchez hatte die Umwidmung der Gedenkstätte vor allem damit begründet, dass Spanien als "gefestigte und europäische Demokratie" sich keine Symbole leisten könne, welche die Bevölkerung spalteten. Ein Mausoleum für einen Diktator sei etwa "in Deutschland oder Italien undenkbar".

Allerdings befindet sich in Predappio unweit von Rimini die Grabstätte des italienischen Diktators Benito Mussolini (1883–1945) samt einem Museum, das jährlich von Tausenden von Nostalgikern des Faschismus besucht wird.

Der Fraktionschef von Sánchez' Sozialisten im Senat, Ander Gil, sprach am Freitag in Zusammenhang mit dem Franco-Mausoleum von einer "demokratischen Anomalie". Es sei "an der Zeit, mit Dingen solcher Art Schluss zu machen".

Überreste an Familie

Francos sterbliche Überreste sollen seiner Familie übergeben werden, um sie in deren Familiengrab auf dem Pardo-Friedhof bei Madrid beizusetzen. Francos Angehörige sind jedoch strikt gegen die Umbettung.

Nach dem Sieg der rechten Putschisten im Bürgerkrieg (1936 bis 1939) hatte Franco bis zu seinem Tod 1975 geherrscht. Sein Grab ist eine Pilgerstätte für Spaniens Rechte, alljährlich versammeln sie sich dort an Francos Todestag. Der Umgang mit der Franco-Diktatur spaltet das Land bis heute. (red, APA, 24.8.2018)