Anno 1800 soll am 26. Februar 2019 für den PC (Windows) erscheinen.

Foto: Ubisoft
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Elektrischer Strom, künstliche Beleuchtung, die Kraft von Dampf und Treibstoff – das Zeitalter der Industrialisierung bescherte der Menschheit einen riesigen technologischen Sprung. Viele Produkte ließen sich nun in Masse anfertigen, dazu wurde die Basis für zahlreiche Erfindungen geschaffen, die das Leben komfortabler machten. Doch diesen Fortschritten stehen auch dunklere Seiten entgegen. Es war auch eine Zeit der Auseinandersetzung. Arbeiter wollten sich frühkapitalistischer Ausbeutung nicht fügen und traten in Streik. Der Rauch aus den Schloten der Fabriken verpestete die Luft. Und nicht zuletzt wurde auch der Grundstein für den menschgemachten Klimawandel gelegt, der die Welt auch zukünftig noch beschäftigen wird.

Es ist diese Zeit, in der auch Anno 1800 spielt. Es ist der mittlerweile siebte Teil der Aufbaustrategie-Reihe, die vor 20 Jahren mit Anno 1602 ihren Anfang nahm. Entwickelt wird sie vom deutschen Studio Blue Byte unter dem Dach von Ubisoft. Der GameStandard konnte das Game, das am 26. Februar 2019 erscheinen soll, auf der Gamescom in Köln anspielen.

Der Gamescom-Trailer zu Anno 1800.
Ubisoft UK

Vieles bleibt beim Alten

Das grundsätzliche Konzept bleibt dabei unangetastet. Man beginnt mit einem Schiff und einem Kontor, also einem Hafengebäude mit Lager, sowie ein paar Bauressourcen. Es gilt nun, Häuser, Straßen und Wirtschaftsgebäude zu errichten, um die Siedlung wachsen zu lassen, die Bedürfnisse der Einwohner zu erfüllen und Handel zu treiben.

Wie immer liegt in dem friedlichen Teil des Spieles der Schwerpunkt an der Umsetzung einer gut geölten Ökonomie. Gebäude, die zur Erzeugen von Rohstoffen dienen – beispielsweise Holzfäller oder Schafbauer – und jene, welche diese Verarbeiten – etwa Sägewerk und Textilmanufaktur – sollten nicht zu weit auseinander liegen. Dazu müssen auch Lager und Marktplätze erreicht werden können. Manche Ressourcen sind zudem ortsgebunden, sodass man sich das eigene Eiland in strategisch günstiger Abfolge erschließen sollte. Auf Dauer unabdingbar ist natürlich auch die Besiedelung anderer Inseln.

Fünf-Klassen-Gesellschaft

Was allerdings neu ist, ist eine Aufteilung der Bevölkerung in fünf Gruppen. Den Anfang machen Bauern, die hauptsächlich in der Landwirtschaft Hand anlegen. Es folgen Arbeiter, die für die Gewinnung anderer Rohstoffe und auch in der Verarbeitung zum Einsatz kommen. Weiters gibt es Künstler, Ingenieure und Investoren, die ebenfalls verschiedene Beiträge leisten.

Man startet mit Bauern, alle anderen werden mit wachsender Bevölkerung stufenweise freigeschalten. Einfache Hütten lassen sich zu besseren Quartieren aufwerten, diese sind größer und ihre Bewohner wechseln dann ihre Gesellschaftsklasse. Auch ein Downgrade ist möglich. Auf diese Weise kann der Spieler die Verfügbarkeit an den Bedarf der Wirtschaftsgebäude anpassen.

Ob diese Neuerung dem Spielspaß zuträglich ist, wird sich zeigen. Sie fügt jedenfalls eine weitere Micromanagement-Ebene hinzu, die beim etwa 45-minütigen Probespiel den Eindruck erweckt hat, für einigen Stress sorgen zu können. Mehr Kleinteiligkeit, aber auch größere Flexibilität gibt es bei Spezialistenboni durch Gilden. Diese sind nicht mehr zentral organisiert. Stattdessen können mehrere Gildenquartiere aufgestellt werden, in denen mehrere Experten Platz haben. Diese beeinflussen aber nur Gebäude in einem bestimmten Radius.

Abenteurer auf Schiffsreise

Im Laufe des Spiels soll man auch auf andere Fraktionen treffen und Krieg führen können oder müssen, sollte die Diplomatie versagen. Dafür stehen natürlich auch entsprechende Gebäude bereit, dazu werden auch Seeschlachten ausgetragen. Dieser Aspekt war im Probespiel aber nicht ausprobierbar.

Eine frische Funktion sind Expeditionen. Sobald man in der Lage ist, entsprechende Schiffe loszuschicken, werden unterschiedliche Ziele auf der Weltkarte markiert. Den dafür ausgewählten Kahn kann man nun mit einem Kapitän, Ressourcen und Spezialisten besetzen und auf den Weg schicken. Entscheidend ist dabei der Moralwert der Crew, der etwa mit der Zuladung von Essen und Alkohol auf einen hohen Ausgangswert gebracht werden kann.

Der Vorstellungs-Trailer zu Anno 1800.
UbisoftDE | UbisoftTV

Ist das Schiff nach seiner Reise am Zielort angekommen, so läuft die eigentliche Expedition infolge von einem oder mehreren Ereignissen ab, bei dem der Spieler Entscheidungen treffen muss. Im Kurztest ankerte man auf der "Insel der Liebe", wo sich einige Einheimische und Crewmitglieder unsterblich ineinander verliebten. Nun konnte man die Turteltäubchen der eigenen Mannschaft entweder zurücklassen, was Moralverlust brächte, mit dem Häuptling der Einwohner um die Mitnahme seiner angebeteten Stammesmitglieder verhandeln oder sich der Entscheidung eines Orakels fügen. Wird es mit der Moral knapp, so lassen sich Expeditionen zwischen zwei Ereignissen auch abbrechen. Denn sollte diese Scheitern, so sind Schiff samt Besatzung verloren.

Zweite Station: Lateinamerika

Auf diesen Ausflügen ins Unbekannte lassen sich verschiedene Dinge entdecken, etwa indianische Artefakte oder exotische Tiere. Diese können wiederum etwa in Museen oder Zoos zur Schau gestellt werden, was die eigene Bevölkerung erfreut und die gesamte Siedlung für Neuankömmlinge attraktiver macht.

Etwa in der Mitte der Kampagne lässt sich mit einer Expedition auch die "Neue Welt" aufspüren. Für den Spieler verlagert sich das Geschehen damit später nach Lateinamerika. Einen Einblick dorthin gab es noch nicht, versprochen wurden aber neben einer frischen Landschaft auch ein höherer Schwierigkeitsgrad und neue Spielmechaniken.

Was die Industrialisierung angeht, so möchten die Entwickler nicht nur die technologischen Vorteile aufzeigen. So soll auch Umweltverschmutzung eine Rolle spielen, etwa durch negative Einflüsse stinkiger Fabriken auf nahe gelegene Wohngebäude. Und unzufriedene Arbeiter treten auch schon einmal in den Generalstreik.

Liebe zum Detail

Womit Anno 1800 in seiner aktuellen Entwicklungsfassung bereits gut punktet, ist Liebe zum Detail. In der eigenen Siedlung tummeln sich die Bürger auf den Straßen, hacken Holz im Wald oder feiern in der Taverne. Schiffe ziehen Kielwasserstreifen am Meer, angebauter Weizen wogt sanft im Wind. Der Sound sorgt ebenfalls für stimmige Untermalung, was es Genrefreunden wohl leicht machen wird, sich in dem Spiel zu verlieren.

Das Interface ist intuitiv gehalten. Gebäude sind nach dem Produktionskreislauf sortiert, zu dem sie gehören. Selbst wer mit dem Aufbaugenre bislang noch nicht viel Berührung hatte, sollte die Basics schnell beherrschen. Die neuen Funktionen – soweit austestbar – werden das Game komplexer machen, dürften aber auch für mehr sinnvolle Flexibilität sorgen.

Wie gut hier die Balance gelingt, bleibt abzuwarten. Der erste Einblick auf das Strategie-Abenteuer im Industrie-Zeitalter gibt jedenfalls Grund zur Vorfreude. (Georg Pichler aus Köln, 2.9.2018)