Die Kapuzen-Wolfsnatter (Lycodon capucinus) wurde aus Südostasien auf die Weihnachtsinsel verbracht – mit verheerenden Folgen: Sie bedroht heimische Reptilien.

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Ein malerischer Blick auf die Rainbow Falls nahe Hilo auf Big Island, Hawaii. Alle Pflanzen in unmittelbarer Umgebung des Wasserfalls sind Neophyten.

Foto: Holger Kreft

Auf Inseln fernab der Zivilisation gibt es oft spezielle Lebewelten, die bis vor kurzem kaum Kontakt mit der Außenwelt hatten. Durch die Globalisierung haben es invasive Pflanzen und Tiere heute besonders leicht, dort Fuß zu fassen, berichten österreichische Forscher. Die lokalen Arten sind keine Konkurrenz gewohnt und leicht zu verdrängen, erklären die Wissenschafter im Fachblatt "PNAS". Sie kommen zu dem unerwarteten Schluss: Je weiter eine Insel vom Festland entfernt ist, desto weniger heimische Tier- und Pflanzenarten, aber desto mehr vom Menschen eingeschleppte Arten beherbergt sie.

Die Forscher um Dietmar Moser, Bernd Lenzner und Franz Essl von der Universität Wien untersuchten bei 257 tropischen und subtropischen Inseln, wie leicht sich dort invasive Pflanzen, Insekten, Reptilien, Säugetiere und Vögel ausbreiten und gegen die lokale Fauna und Flora behaupten können. Je abgeschiedener eine Insel ist, umso mehr Eindringlinge sind dort zu finden, berichten sie. Nur bei den Vögeln spielte die Entfernung diesbezüglich keine Rolle.

Fehlende Fressfeinde

Für Jahrtausende wurde die oft einzigartige Biodiversität auf solchen Inseln durch die Abgeschiedenheit bewahrt, doch der weltumspannende Handel, Transport und Tourismus ließ die geografischen Barrieren zusammenbrechen und bisher ortsfremde Pflanzen und Tiere konnten auch sehr entlegene Eilande kolonisieren, so die Forscher.

Die lokale Lebewelt sei oft nicht vielfältig genug, um sich im Wettbewerb gegen Neobiota zu behaupten. Viele ansässige Arten hätten zum Beispiel ihre Scheu und Verteidigungsstrategien verloren, wenn natürliche Fressfeinde auf der Insel über lange Zeiträume fehlten. Neu eingewanderte Spezies hätten dann leichtes Spiel. Umso abgeschiedener die Inseln sind, umso weniger Widerstand haben die Eindringlinge zu erwarten. "Gerade auf den entlegensten Inseln sollten daher besonders strenge Maßnahmen gegen die Einfuhr nicht-heimischer Arten internationaler Standard werden", sagte Moser. (red, APA, 28.8.2018)