Eine Studie der Universität Michigan gibt Aufschluss darüber, was Männer und Frauen beim Onlinedating besonders aneinander verzückt.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Michigan – Frauen müssen jung sein, Männer gebildet. Deprimierend seien diese neuen Studienergebnisse, kommentiert der "Guardian". Die unlängst veröffentlichte Untersuchung zum Onlinedating-Verhalten heterosexueller US-AmerikanerInnen würde erneut ein Problem verdeutlichen, das die gesamte Gesellschaft durchwandert. Der vermeintlich deprimierende Befund: Die Attraktivität von Frauen hätte im Vergleich zu Männern ein besonders früh angesetztes Verfallsdatum.

Details der Untersuchung

Die WissenschafterInnen Elizabeth Bruch und Martin Newman von der University of Michigan analysierten die Daten von UserInnen eines beliebten kostenlosen Onlinedating-Service in vier US amerikanischen Großstädten (New York, Boston, Chicago und Seattle), wo die NutzerInnendichte hoch ist. Persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Beziehungsstatus wurden bei der Anmeldung erfasst und in die Analyse miteinbezogen. Die Angabe weiterer Details, darunter etwa Körpergröße und Religion, sowie das Beantworten offener Fragen zur eigenen Person waren optional. Über einen Monat hinweg beobachteten die AutorInnen Muster im Verhalten der UserInnen, sprich: deren Nachrichtenverkehr, und ihre Attraktivitätswerte, um herauszufinden, wer sich zu wem aus welchem Grund hingezogen fühlt.

Die Anziehungskraft einer Person wurde an der Anzahl der Nachrichten, die ihr zugesandt wurden, festgemacht. Daraus errechnete das Forscherteam mit Einbezug von Angaben zu physischer Attraktivität, Einkommen, Ethnizität und Bildungsgrad eine Attraktivitätsskala. Mittels dieser Werte bestimmten sie den Grad der Begehrtheit einer Person.

Attraktivität hat ein Ablaufdatum

Der provokante Befund: Ältere Frauen seien weniger begehrenswert, im Unterschied zu älteren Männern. Mit 18 Jahren hätten Frauen den Höhepunkt ihrer Attraktivität in den Augen des anderen Geschlechts erreicht, erschließen die WissenschafterInnen. Danach nehme diese immer mehr ab. Dasselbe gelte auch für Männer, allerdings erst jenseits der 50. Arwa Mahdawi vom "Guardian" merkt dazu an: Diese Studie zeige gewissermaßen, dass Heteromänner nicht Frauen, sondern Mädchen attraktiv fänden. 18-Jährige wären immerhin noch Teenager.

Neben dem Alter war die Attraktivität einer Person auch von ihrem Ausbildungsgrad abhängig. Dabei unterschieden sich Frauen und Männer ebenfalls in ihren Präferenzen: Während für Frauen Männer mit Postgraduate-Abschluss beziehungsweise Doktorat die höchste Attraktivität aufzuweisen hatten, waren es für Männer hingegen Frauen mit einem etwas niedrigeren Bildungstand, genauer: einem Undergraduate- oder Bachelorabschluss. Doktorandinnen waren etwas weniger heiß begehrt. Um das Ergebnis für den Bildungsstand isoliert zu ermitteln und einer Verfälschung vorzubeugen, wurde das Alter der NutzerInnen bei der Berechnung berücksichtigt.

Hierarchie am Liebesmarkt

Eines hatten Männer und Frauen aber gemeinsam: Nachrichten versandten sie allesamt gerne an Personen, die im Schnitt etwas attraktiver waren als sie selbst – nämlich um ungefähr 25 Prozent. Der Befund bestätige das Konzept der "Dating-Ligen". Dass Dating außerhalb der eigenen "Liga" aber durchaus möglich sei, zeigen die Ergebnisse auch – auch wenn dies eventuell mehr Anstrengung verlange, meinen die WissenschafterInnen.

Schließlich weisen die AutorInnen darauf hin, dass sich die Partnersuche "im echten Leben" wohl aber auf erhebliche Weise von der im Internet unterscheiden könnte. So wäre es beispielsweise gut möglich, dass man beim Onlinedating strengere Auswahlkriterien anwendet, weil ja noch unzählige andere Optionen warten würden. (Roxane Seckauer, 31.8.2018)