Ruthild Kropp und Carina Heberer: "Unbekannte Mitbewohner – Das Who's Who unserer tierischen Nachbarn", € 19,95 / 200 Seiten. Theiss Verlag, Darmstadt 2018

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Eine Wespe und ein Rosenkäfer tummeln sich in einer Blüte.
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Man muss keine Weltreise unternehmen, um spektakuläre Tiere beobachten zu können – das zeigt das kürzlich erschienene Buch "Unbekannte Mitbewohner – Das Who's Who unserer tierischen Nachbarn" von Ruthild Kropp und Carina Heberer, die Gartenbesitzer und Tierbeobachter ihre Umwelt mit anderen Augen sehen lassen.

In insgesamt 28 Porträts von heimischen Haus- und Gartengenossen rollen die Naturpädagogin und die Biologin faszinierende Details über die Lebensweise von Fliegen, Silberfischchen oder Glühwürmchen auf. Der Band ist mit zahlreichen schwarz-weiß Abbildungen und Zeichnungen illustriert.

Furchtlose Feuerwanze

Ein sechsbeiniger Anrainer von Gärten und Parks, der oft gleich in Hundertschaften auftritt, ist die Feuerwanze. Fälschlicherweise ist diese auch unter dem Namen Feuerkäfer bekannt, allerdings handelt es sich bei der Art um eine Wanze, keinen Käfer.

Mit ihrer rot-schwarzen Warnfarbe weisen die Feuerwanzen auf ihre Ungenießbarkeit hin. Ein unangenehm riechendes Wehrsekret, das von speziellen Drüsen auf ihrer Unterseite abgesondert wird, schützt die Feuerwanzen vor Fressfeinden.

"Eine Feuerwanze kommt selten allein", schreiben Kropp und Heberer. "Zumeist trifft man auf ganze Hundertschaften der rotschwarz gefärbten Sechsbeiner". Im Bild: Feuerwanzen-Larven vor der Überwinterung,
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Zielorientierte Zecke

Dass Zecken gefährlich sind und schwere Krankheiten übertragen können, ist weithin bekannt. Ihre raffinierte Sensorik und Zielorientiertheit wird dagegen weniger beachtet. Dabei verfügt die Zecke mit dem Hallerschen Organ, das sich am Ende ihrer Vorderbeine befindet, über ein extrem komplexes Sinnesorgan. Sie erfasst damit mechanische, thermische, wie auch chemische Reize. So kann sie sehr zielorientiert potenzielle Nahrungsquellen erfassen – sei es die Wärme eines Hasen oder das Kohlendioxid im menschlichen Atem.

Vor allem die erwachsenen Zeckenweibchen saugen Blut. Dabei kann sich ihre Körpermasse um das 100- bis 200-fache erhöhen.
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Beliebte Blattlaus

Die süßlichen Säfte, die Pflanzen in ihren Stängeln transportieren – auf diese Nahrungsquelle hat sich die Blattlaus spezialisiert. Da diese Säfte viele Kohlehydrate, jedoch wenig Eiweiß enthalten, müssen Blattläuse viel Pflanzensaft trinken, um ihren Eiweißbedarf zu decken. Indes sondern sie jede Menge Honigtau ab – der süße, Kohlenhydrat-hältige Rückstand, den sie nicht benötigen.

Damit bereiten Blattläuse nicht nur Rußtaupilzen eine ergiebige Nahrungsquelle, sondern locken auch Insekten wie Ameisen an, die den Honigtau in ihren Stock tragen. So kommt es, dass Ameisen ganze Scharen von Blattläusen halten, sie vor Feinden schützen und teilweise auch zum Überwintern in ihr Nest bringen.

Schutz vor Feinden gegen Honigtau: Zwischen Ameisen und Blattläusen herrscht ein Geben und Nehmen.
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Markante Marienkäfer

Im Gegensatz zur Blattlaus gelten Marienkäfer als ausgesprochene Nützlinge. Während ihres Larvenstadiums können sie mehrere Hundert Blattläuse verspeisen und werden etwa daher auch in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt.

Sein markantes Muster macht den Marienkäfer nicht nur zu einem Glückssymbol, sondern dient ihm vor allem dazu, sich Fressfeinde vom Leib zu halten. Bei Gefahr stellt sich der Marienkäfer zunächst einmal tot. Wird er dennoch angegriffen, sondert der Käfer aus den Gelenken seiner Beine eine giftige, übel riechende Flüssigkeit ab.

Glückssymbol und Gartennützling: Der Marienkäfer zählt zu unseren beliebtesten tierischen Nachbarn.
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Minutiöse Meise

Meisen suchen sich für die Aufzucht ihrer Jungtiere Höhlen aller Art, so beziehen sie auch gerne Nistkästen. Das optimale Einflugloch hat einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern. Beim Nestbau halten sich die Männchen im Hintergrund: In der Regel wird es komplett alleine vom Weibchen errichtet.

Dafür sind sowohl Männchen wie auch Weibchen bei der Fütterung und Pflege der Jungtiere gefragt – und dabei herrscht minutiöse Maßarbeit. Durchschnittlich alle zwei Minuten fliegt ein Elterntier mit Beute in das Nest ein. Um eine optimale Positionierung eines Fütterstücks zu erreichen, wird es bis zu 25-mal in den Schnabel des Meisenjungen gesteckt, wieder zurückgezogen, und erneut eingeführt. Die Eltern stopfen mehrfach nach und kontrollieren, ob der Nachwuchs auch tatsächlich runtergeschluckt hat. (Tanja Traxler, 2.9.2018)

Die Blaumeise ist der einzige mitteleuropäische Kleinvogel mit blaugelber Farbkombination.
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