Die Zahl der offenen Stellen steigt, doch in die Frohbotschaft mischen sich immer mehr Dissonanzen. Längst klagen Unternehmen über den wachsenden Fachkräftemangel. Das Arbeitsmarktservice hat derzeit 80.000 Jobs zu vergeben – bei immer noch fast 350.000 Arbeitslosen. Österreich hat ein strukturelles Problem. Bei der Hochkonjunktur müsste sich der Arbeitsmarkt deutlich besser entwickeln. Zwar wächst die Beschäftigung rasant, doch die Arbeitslosen kommen selten zum Zug: zu alt, zu wenig qualifiziert, zu teuer, zu wenig mobil.

Da bedarf es mehr Qualifizierung. Und da darf auch sanfter Druck ausgeübt werden. Dem arbeitslosen Koch in Wien, der sich um keine Angehörigen kümmern muss, sollte eine Übersiedlung nach Tirol zumutbar sein. Und gewisse Abstriche beim Einkommen bei einer Jobannahme wären in gewissen Fällen auch sinnvoller, anstatt auf Dauer von Arbeitslosenversicherung und Notstandshilfe leben zu müssen. Die Gefahr, sich immer weiter vom Arbeitsleben zu entfernen, steigt mit anhaltender Joblosigkeit.

Doch statt den Fachkräftemangel zu beklagen und auf mehr Migration zu schielen, sollten auch die Unternehmen Initiative zeigen. Bei der Ausbildung in den Betrieben gibt es – quantitativ wie qualitativ – Luft nach oben. Und eine stärkere Zuwendung zum Reservoir der Arbeitslosen wäre bestimmt auch kein Fehler. Oft werden deren Bewerbungen nicht einmal ignoriert. (Andreas Schnauder, 3.9.2018)