Klubobmann Géza Molnár präsentiert das Plakat, mit dem die pannonische FPÖ sozusagen Zwischengas geben wird.

Foto: FPÖ Burgenland

Sicherheitslandesrat Johann Tschürtz wird von maskierten Raubersbuam entführt und illustriert durch die dann Gott sei Dank eh erfolgte Befreiung, wie sicher das Burgenland ist.

Foto: FPÖ Burgenland

Man streut einander Blumen. Das ist schön. Weil aber die Blumenstreuer Parteifreunde sind – nicht nur enge, sondern darüber hinaus auch höchste –, lohnt vielleicht ein zweiter Blick. Denn wer weiß?

Es geht da um die burgenländische Landtagswahl 2020. Und es geht um die FPÖ, den kleineren Regierungspartner der SPÖ, die nun planmäßig ihren Chef tauscht. Hans Niessl emeritiert bekanntlich als Parteivorsitzender. Hans Peter Doskozil rückt, nicht minder bekanntlich, nach. Und der hat als gelernter Polizist und Jurist und Ex-Verteidigungsminister in der öffentlichen Wahrnehmung alles, was Johann Tschürtz im Amt hat, im kleinen Finger: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit! Das alarmiert verständlicherweise.

Reihe zwei

Es sprach also Johann Tschürtz, burgenländischer FPÖ-Chef, Landeshauptmann-Stellvertreter, Sicherheitslandesrat: "Mein Wunsch wäre Norbert Hofer als Spitzenkandidat." Er selber, Tschürtz, sei niemand, der in der ersten Reihe stehen müsse. Mit dem Infrastrukturminister verbinde ihn "ein sehr freundschaftliches Verhältnis".

Hofer – "mit Haut und Haaren Burgenländer" – wurde hier von Freund Tschürtz auf dem gewissermaßen richtigen Fuß erwischt. Er schließe diesbezüglich "gar nichts aus", werde sich "mit den Freunden im Burgenland zusammensetzen. Wir werden in aller Ruhe überlegen, welchen Weg wir gehen, in welcher Form ich die Landtagswahl im Burgenland bestmöglich unterstützen kann. Ein bisschen Zeit ist ja noch."

"Mehr als erfolgreich"

So viel aber auch wieder nicht. Zumal der Bundeschef, Heinz Christian Strache, ob dieses pannonischen Geturtels eher nicht amused schien. Hofer, komplimentierte er also forsch dazwischen, brauche gar nicht ins Burgenland. Denn: "Ich halte Johann Tschürtz für den absolut richtigen Spitzenkandidaten. Die Regierungsarbeit im Burgenland ist eine mehr als erfolgreiche, womit sich die FPÖ unter der Führung von Johann Tschürtz als verlässlicher Partner und Garant für Stabilität und Veränderung bewiesen hat."

Eine solche eierlegende Wollmilchsau – Stabilität und Veränderung! Respekt! – lässt einer wie H.-C. Strache ungern in die zweite Reihe. Also muss Johann Tschürtz wohl wieder voranschreiten, wie er es seit 2005 wackerst getan hat. 20 Prozent strebt er mit den Seinen 2020 an (15 waren es 2015). Ob eine mehr als erfolgreiche Regierungsarbeit dafür reicht, daran hat Tschürtz offenbar selber einige Zweifel. Und im Zweifel wäre ihm eben Hofer – gestählt in zahlreichen Bundespräsidenten-Wahlgängen – als der Tauglichere erschienen.

Stiller Teilhaber

Die FPÖ werkt mit zwei Landesräten im Burgenland, wobei einer sein Werk eher unauffällig verrichtet, was zwar ganz gut fürs Werk sein mag, aber dem Großen und Ganzen des Wählerfangens weniger frommt. Alexander Petschnig heißt dieser Wirtschafts- und Tourismuslandesrat. Das ist ganz und gar kein unwichtiges Ressort. Aber die hohe Zeit der spektakulären, medienwirksamen Strandbad-, Thermen- und Betriebseröffnungen – Hochämter der Ziel-1-Förderung – ist halt vorbei.

Also sind die Belege dafür, dass die rot-blaue Regierungsarbeit auch aus blauer Sicht mehr als erfolgreich ist, eine Bürde, die Johann Tschürtz mehr oder weniger allein zu tragen hat. Daneben muss er sich auch um die Fisimatenten in der Partei kümmern. Immerhin knatscht und spannt und zwickt und bröckelt es da und dort auch, wie zuletzt in Neusiedl am See.

Ein Leuchtturmwärter

Aber dafür hat der Sicherheitslandesrat ein sogenanntes Leuchtturmprojekt. Die Sicherheitspartner! Das wurde als Pilotprojekt einmal in drei Ortsverbünden gestartet. Hilfreich, wenn nicht sogar fundamentierend war dafür die Aktion 20.000, die aber von der nunmehrigen Bundesregierung eingestellt wurde. Burgenlands Tschürtz kann – ganz im Gegensatz zum Regierungspartner – da schwer Richtung Wien schimpfen. Das Herzensprojekt kam so ein wenig ins Stottern.

Jetzt aber will es der Sicherheitslandesrat runderneuert – geschmiert durch angebliche Mittel des Landes, des Bundes und des AMS – doch wieder durchstarten. Und zwar flächendeckend dann im Endausbau. 50 Männer und Frauen sollen dann Beschäftigung finden. Zwar nicht als eine Art Polizisten, doch aber gewissermaßen als Polizisteln, die auch soziale Hilfsdienste verrichten und insgesamt Wahrnehmungen tätigen.

Kosten würde das, schätzt der Leuchtturmwärter, runde zwei Millionen Euro. Für Tschürtz ist "das nicht sehr viel für das, was da geboten wird".

Zwar war das Burgenland kriminalstatistisch auch zuvor schon Österreichs sicherstes Bundesland. Aber, sagt Tschürtz nicht ganz zu Unrecht: "Sicherheit ist nicht irgendein Thema. Sicherheit ist ein Interesse, das alle haben."

Wahlkampferl, dosiert

Das sagte er anlässlich einer Pressekonferenz, in der angekündigt worden ist, man wolle im beginnenden Herbst einen "dosierten Zwischenwahlkampf" führen. Da gilt es, nicht nur die mehr als erfolgreiche Regierungsarbeit in den Fokus zu rücken. Sondern natürlich auch die Köpfe neben dem nun feststehenden (oder -gezurrten) Spitzenkandidaten. Das Team also, zu welchem man sich Norbert Hofer so gerne dazugedacht hätte: Alexander Petschnig, Klubobmann Géza Molnár und nicht zuletzt Ilse Benkö, die dritte Landtagspräsidentin, die im richtigen Wahlkampf noch wichtig werden könnte. 2015 sorgte sie ja als "blaue Lady" für den Sound des Erfolges.

Die Entführung

Und weil eh schon dosierter Zwischenwahlkampf ist, kam dem Sicherheitslandesrat – der sich wohl oder übel ins Schicksal des Spitzenkandidaten fügen muss – die unlängst abgehaltene erste Sicherheitsmesse in Oberwart gut zupass. Dazu wurde auch die Cobra eingeladen. Die kann Dinge tun, an welche die Sicherheitspartner selbst dann nicht einmal denken sollten, wenn sie, wie von Johann Tschürtz angekündigt, vermehrt auch aus der Altersgruppe 50- rekrutiert werden.

Um das zu demonstrieren, ließ Tschürtz sich gerne und tapfer von maskierten Raubersbuam entführen. Worauf ihn die Cobra gerne, tapfer und in so manchen Augen filmreif befreite.

Wahlkämpfen kann er ja, der Johann Tschürtz. Da braucht H.-C. Strache sich wirklich nicht zu sorgen. (Wolfgang Weisgram, 5.9.2018)