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Das subtile politische Ringen um Aufmerksamkeit und Wählerliebe nimmt verwirrende Formen an. Just an jenem Dienstag, da erste Zeugen im BVT-Ausschuss ins Plaudern kamen, legten führende Regierungsköpfe beachtlichen Fleiß an den Tag, mit BVT-fernen News zu charmieren.

Zwei gingen für die Medien sogar ins Gefängnis, ohne etwas verbrochen zu haben: Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Justizminister Josef Moser (die "ZiB" war dabei) kündigten in einer Josefstadtzelle Verbesserungen für Justizwachebeamte an. Nebstbei signalisieren sie (etwas verkrampft) auch koalitionäre Eintracht. Davon aber ein andermal.

Interessanter, dass dies am ersten BVT-Tag stattfand, an dem auch beim Kanzler das Reisefieber loderte. Sebastian Kurz weilte in Kiew, um jene (Wladimir Putin betreffende) Tanzekstase von Außenministerin Karin Kneissl (in ihrer Abwesenheit) zu erklären. Verständlich. Präsident Petro Poroschenko untermauerte schließlich in der "ZiB", dass "keine Hochzeit mit Kosakenchor" gute Beziehungen "aufhalten kann". Selbstredend würde auch er mit der Außenministerin tanzen.

Zur BVT-Sache kam von Kurz aber kein Wort – wie auch keines von Innenminister Herbert Kickl, der ebenfalls reiste. In Berlin traf er Horst Seehofer, um (bei Flüchtlingen) den Begriff der Seenothilfe in Zweifel zu ziehen. Während Kurz einen ganzen "ZiB"-Beitrag bekam, schaffte es Kickl jedoch nur in den Kurzmeldungsblock.

Der TV-Beobachter grübelt dennoch. Waren Gefängnisbesuch und Reisen nun seltsame Spezialformen der "Message-Control", um die Aufmerksamkeit vom Unangenehmen (BVT) wegzulenken? Keine Ahnung. Was denken Sie? (Ljubiša Tošić, 5.9.2018)