Wien – In Österreich ist das Nachernten, das Einsammeln auf dem Feld liegen gebliebener, verwertbarer landwirtschaftlicher Produkte nach der Ernte, noch relativ unbekannt. In Großbritannien oder den USA gibt es dagegen schon Netzwerke mit mehreren Tausend Freiwilligen. Ein Pilotversuch der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien zeigte nun großes Potenzial für Abfallvermeidung in der Landwirtschaft.

Einer der Gründe, warum landwirtschaftliche Produkte nicht auf den Tellern der Konsumenten landen, sind strenge Vermarktungsnormen. Zu große bzw. kleine Früchte, Schäden durch Maus- und Rehbiss oder die Sonne führen dazu, dass ganze Früchte entsorgt oder auf dem Feld gelassen werden – ungeachtet dessen, dass nur ein kleiner Teil beschädigt ist.

Wissenschafter des Instituts für Abfallwirtschaft der Boku untersuchten im Rahmen des EU-Projekts "Strefowa" rund 20 Hektar Feldfläche zweier Betriebe in Niederösterreich. Es zeigte sich, dass bis zu drei Prozent des Feldertrags auf den Feldern verbleiben, bis zu 70 Prozent davon wäre marktfähig. Insgesamt wurden auf der Versuchsfläche mehr als 1,5 Tonnen genießbare Lebensmittel von sieben verschiedenen Gemüsesorten nachgeerntet. Die Wissenschafter verfolgen das Ziel, ein Nachernte-Netzwerk in Österreich aufzubauen und Interessierte zusammenzubringen. (red, 6.9.2018)