Der Wiederaufbau in Damaskus wird wohl Jahre dauern.

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Damaskus – Syriens Weg zur wirtschaftlichen Erholung führt durch die Trümmer. Die Straße vom Flughafen in Damaskus zum Messegelände passiert einige der Gebiete, die im jahrelangen Bürgerkrieg in Schutt und Asche gebombt wurden. Auch der Eingang zu den Messehallen selbst trägt Narben, die von der Explosion einer Granate vor einem Jahr übrig geblieben sind.

Doch während die syrischen Truppen mit der Hilfe aus Russland und dem Iran die Rebellenprovinz Idlib im Nordwesten angreifen, erlebt die syrische Hauptstadt ihren ersten friedlichen Sommer seit 2011 und plant den Wiederaufbau. "Wir denken, dass die Handelsmesse dieses Jahr sehr erfolgreich sein wird", sagte der Vorsitzende der Damaszener Handelskammer Samer al-Debs.

Vor allem russische und iranische Händler

Auf dem Messegelände werben die Firmen für ihre Produkte. Importierte Elektronik aus Japan wird neben südkoreanischen Autos gezeigt, die unter Lizenz wieder in Syrien vom Band laufen. Im iranischen Pavillon werden wertvolle Seidenteppiche ausgestellt, neben Industrie- und Landwirtschaftsausrüstung. "Im Iran haben wir technische, wissenschaftliche und industrielle Kapazitäten, welche die Nachfrage in Syrien decken können", sagte der iranische Botschafter Jawad Turk Abadi.

Auf der anderen Seite des Gangs führt eine russische Firma eine gepanzerte Planierraupe vor, die beim Räumen von Minenfeldern eingesetzt werden kann. In vielen Kampfgebieten sind immer noch nicht explodierte Bomben und Minen versteckt, und auch während der Messe sind Detonationen zu hören, die von Räumarbeiten in einem vor wenigen Monaten zurückeroberten Gebiet stammen. Daneben bewirbt sich ein Unternehmen um den Wiederaufbau von Stromnetzen, die bei den Kämpfen zerstört wurden. Immerhin leuchtet in Damaskus das Licht wieder für 20 Stunden am Tag, wenn auch andere Gebiete noch stark zerstört sind und Millionen Syrer sich ins Ausland in Sicherheit gebracht haben.

Die Firmen kommen vor allem aus dem Iran und Russland. Unternehmen aus dem Westen sind dagegen kaum zu sehen. Die Sanktionen der USA und der Europäischen Union gegen die Regierung von Präsident Bashar al-Assad erschweren ihnen Geschäfte in dem Bürgerkriegsland. Erst am Donnerstag verhängte die US-Regierung weitere Sanktionen, die auf die syrische Ölbranche abzielen.

Politische Lösung fraglich

Der Westen setzt auf eine politische Lösung des Konflikts und will sich vorher nicht am Wiederaufbau beteiligen. Die Vereinten Nationen bezifferten zuletzt die Kosten des Krieges auf 388 Milliarden Dollar. Russland, der Iran sowie China haben mit dem Wiederaufbau begonnen, wollen aber, dass sich auch andere Länder beteiligen. Angesichts der militärischen Erfolge von Assads Truppen schwinden jedoch die Aussichten auf eine Einigung mit der Opposition.

Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan trafen am Freitag zu Gesprächen mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rouhani in Teheran ein. Dabei ging es um die Offensive auf Idlib, die letzte verbliebene Rebellenhochburg. Die Vereinten Nationen befürchten, dass bis zu 2,5 Millionen Menschen versuchen könnten, sich in der Türkei in Sicherheit zu bringen.

Die syrische Wirtschaft findet unterdessen ihre Schlupflöcher und schafft es, trotzdem zu wachsen. "Sanktionen sind immer ein Problem", sagte der Chef der Industrie- und Handelskammer von Aleppo, Farez Shehabi, der selbst auf einer Sanktionsliste der EU steht. "Wir haben uns daran angepasst." (APA/Reuters, 7.9.2018)