Mit Experimenten Neugier für die Wissenschaft wecken: Das Wissenschaftsfestival Be Open hat 18 Pavillons in der Wiener Innenstadt aufgeschlagen.

Foto: FWF/Luiza Puia

Wien – "Boah, wie geht das?" Den vier Buben am Pavillon der Quantenphysiker steht die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. Sie drängeln sich um die "Supraleitende Magnetschwebebahn". Deborah, wie das Namensschild verrät, lässt gerade einen auf einer Platte montierten Styroporquader über eine Mini-Hochschaubahn flitzen.

Der Clou dabei: Deborah hat minus 183 Grad kalten, dampfenden Stickstoff in den Styroporbehälter gefüllt und auf einmal schwebt das Ding wenige Millimeter über der mit Magneten versehenen Bahn. "Boah, ist das kalt", sagt einer der Schüler, als er die mit einer dünnen Eisschicht überzogene Platte berührt. "Das ist kein besonderes Material. Es wird erst magnetisch, wenn man es runterkühlt", sagt Deborah Capecchi. An der Uni Innsbruck erforscht sie anhand dieses Effekts, wie sich ultrakalte Atome verhalten.

Ihre Erklärung, wie das alles mit Quantensimulation und letztlich mit der Entwicklung von Quantencomputern zusammenhängt, geht im allgemeinen Getümmel etwas unter. Da sind die Buben auch schon wieder weg. Es sind vor allem Schulklassen, Studenten, ältere Leute und vereinzelte Touristen, die an diesem Montagnachmittag über den Maria-Theresien-Platz zwischen Natur- und Kunsthistorischen Museum in Wien schlendern, wo 18 Pavillons Einblicke in das wissenschaftliche Schaffen österreichischer Unis und Forschungsinstitute geben. Die Schau ist das Herzstück des Be Open-Festivals, mit dem noch bis Mittwoch das 50-jährige Bestehen des Wissenschaftsfonds FWF gefeiert wird.

Sternenmusik und Schlagzeugroboter

Die Themenpalette ist üppig und reicht von zugänglichen Fachgebieten wie Dialektforschung, Archäologie und Allergien bis hin zu Feldern wie Quantenphysik, Finanzmarkt und organischen Solarzellen, wo sich die Forscher einiges einfallen ließen, um das Publikum in den Bann zu ziehen. Photosynthese wird anhand von Einmachgläsern erklärt, in denen ein Nagel und Pflanzen schwimmen, im Astronomiepavillon fiepst ein Geigerzähler, der das Radium in einer alten Armbanduhr detektiert, im Hintergrund hört man die atmosphärische Musik, die Schwingungen von Sternen verursachen. Am Stand zur Künstlichen Intelligenz trommelt ein Schlagzeugroboter.

Eine immer größere Menschentraube bildet sich am Pavillon zum Thema Stammzellforschung: Dort sind unter einer Glasglocke fünf Minihirne zu sehen, das kleinste, kaum sichtbare ist zehn Tage, das größte mit etwa fünf Millimetern Durchmesser, 100 Tage alt. "Wir erforschen, wie aus menschlichen Stammzellen Neuronen werden", sagt Daniel Reumann vom Institut für molekulare Biotechnologie (Imba) und zeigt, wie die Hirne unter dem Elektronenmikroskop aussehen. "Das ist erlaubt?", fragt ein Zuhörer. "Die Neuronen sind kaum aktiv, sie können nicht denken", beschwichtigt Reumann.

Wie viel Grips Tiere haben, gibt es im Pavillon zu Verhaltens- und Kognitionsforschung zu sehen. Jeden Tag ist ein anderes Tier dran, von Hunden über Frösche bis hin zu Kakadus und Raben. (Karin Krichmayr, 11.9.2018)