Noch sieben Rennen Ferrari-Teamkollegen: Vettel und Räikkönen

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Im vergangenen Jahr kam es im Nachtrennen zum Crash zwischen den beiden Ferrari-Piloten.

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Singapur – Der lange Flug nach Singapur bot Sebastian Vettel jede Menge Zeit zum Nachdenken. Über den Siegzwang beim Nachtrennen etwa. Über sein folgenreiches Crash-Drama am selben Ort vor ziemlich genau einem Jahr. Und auch über die bohrende Frage: Kann sich Vettel im Saisonendspurt noch auf die so wichtige Hilfe seines scheidenden Teamkollegen Kimi Räikkönen verlassen?

"Ich mache meinen Job, und ich bin bereit, gegen alle zu fahren", sagte der Deutsche zuletzt. Gegen das Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas also. Und eben gegen Räikkönen. Vielleicht muss er das nun wirklich tun.

Räikkönen bereits seit fünf Jahren ohne Sieg

Das spektakuläre Stadtrennen am Sonntag (14.10 Uhr/ORF1/RTL) ist der erste Auftritt, seit Ferrari Fakten geschaffen hat: Räikkönen, lange Zeit Vettels treue Nummer zwei, muss die Scuderia nach der Saison verlassen – und hat in den verbleibenden Rennen damit allen Grund, vor allem für die eigene Sache zu kämpfen. Denn die Zeit rennt ihm davon. Noch genau sieben Mal steuert Räikkönen ein Siegerauto in der Formel 1, dann wird er durch Toptalent Charles Leclerc ersetzt. Er selbst wechselt 2019 zum Hinterbänkler-Team Sauber.

Der letzte Sieg Räikkönens liegt nun schon mehr als fünf Jahre zurück, und diese Durststrecke des Ex-Weltmeisters könnte zu Vettels Problem im Kampf um seinen ersten Titel mit Ferrari werden. Schon zuletzt in Monza war deutlich geworden, dass Räikkönen momentan im Zweifel eher an sich denkt: Vettels früher Unfall mit Hamilton konnte nur zustande kommen, weil Räikkönen zuvor Kampflinie gegen seinen Teamkollegen gefahren war. Dazu passen Informationen, nach denen der Finne schon kurz vor dem Italien-Rennen von seinem Aus bei Ferrari erfahren haben soll.

Vettel gegen drei Gegner – Hamilton nur gegen Ferrari

Auf eine echte Stallorder, eine Ansage an Räikkönen vom Kommandostand, will Ferrari zudem in diesem Jahr offenbar verzichten. "Wir haben Rennfahrer, keine Butler", sagt Teamchef Maurizio Arrivabene zu diesem Thema knapp. Dabei ist Vettel im Kampf um den Titel auf Hilfe angewiesen. Nicht nur, weil Hamilton bereits 30 Punkte Vorsprung hat. Sondern weil Mercedes sein Fahrer-Duo deutlich effektiver zu Hamiltons Gunsten einsetzt. Bottas hat nun schon mehrfach entscheidende Hilfe auf der Strecke geleistet.

Das beobachtet auch die Konkurrenz. "Sebastian kämpft nicht mit gleichen Waffen", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko der Auto Bild Motorsport. Vettel habe "drei Gegner: die zwei Mercedes und den eigenen Teamkollegen. Hamilton dagegen fährt nur gegen Ferrari."

Am Sonntag schon kann sich zeigen, ob Vettel nun tatsächlich zum Einzelkämpfer wird. Und Singapur, im Normalfall eindeutig eine Ferrari-Strecke, ist damit wieder mal ein Rennen mit ganz besonderer Bedeutung – vor einem Jahr markierte der Grand Prix in Südostasien den Anfang vom Ende aller Titelhoffnungen für Vettel. Die Riesenchance auf den Sieg von der Pole Position erledigte sich damals nach wenigen Metern. Ein spektakulärer Crash am Start war der Grund. Der Unfallgegner: Kimi Räikkönen. (sid, 12.9.2018)