Paul McCartney wartete in einem aktuellen Interview mit intimen Bekenntnissen auf.

Foto: MJ KIM/MPL Communications

Nichts schweißt eine Horde aufgeweckter junger Männer inniger zusammen als die Gründung einer Band. Man nehme nur einmal The Beatles her: Als die Fab Four 1960 beginnen, im Hamburger Indra vor tätowierten Matrosen ihren wilden, aufmüpfigen Rock 'n' Roll zu spielen, ahnen die Zuschauer nicht das Geringste von der tiefen Melancholie, die hinter dem inszenierten Aufruhr steckt.

Wie Paul McCartney (76) kürzlich gegenüber dem Magazin "GQ" zu Protokoll gab, haben er, John und die anderen ihre Hamburger Zeit auf engstem Raum miteinander verbracht. Es blieb offenbar genug Muße, den so wichtigen bandinternen Zusammenhalt zu stärken. McCartney und Lennon hätten – so bekennt Sir Paul heute ohne falsche Scham – gemeinsam Hand an sich gelegt. Befeuert wurde das geteilte Vergnügen dadurch, dass jemand einen prickelnden Namen in die Runde rief ("Brigitte Bardot") – schon wurde die gute, alte Selbstbefleckung von ihren gelehrigen Adepten aus Liverpool zum gedeihlichen Abschluss gebracht.

Jugendliche Vorstellungskraft

Bald verfeinerten die Krawallbrüder vom River Mersey ihre lebhaft an die jugendliche Vorstellungskraft appellierende Technik. Unterbunden wurde das Laster jedes Mal durch Nennung von erogen ungeeigneten Namen wie etwa "Winston Churchill" (Margaret Thatcher war zu diesem Zeitpunkt noch nicht aktiv in der Politik tätig). Aber, wie Sir Paul unlängst in einem anderen Interview verriet: Am liebsten gingen er und John am Abend ohnedies einen heben. Das hat sich nicht nur positiv auf die Flüssigkeitszufuhr der beiden Popgiganten in spe ausgewirkt.

Lieder, die Lennon/McCartney während des Nachmittags erarbeitet hatten, wurden als vage Gebilde in den kommenden Tag hinübergerettet. Konnten sich die beiden trotz Filmrisses und Katers an die Hookline erinnern, so war der Song es tatsächlich wert, von den Beatles aufgenommen zu werden.

Es scheint, als ob Brigitte Bardot darüber wie von selbst in den Hintergrund gerückt ist. Und "Yoko Ono" hat damals, in der Frühzeit der Beatles, noch niemand gerufen. (Ronald Pohl, 13.9.2018)