Die Fashion Week ist wieder in der Stadt gelandet. Die Veranstaltung an und für sich hat eine süßbittere Nostalgienote an sich: einerseits, weil ich schon meinen ersten Preis in Pitour-Ummantelung abgeholt habe. Und ich halte dem Mastermind hinter der Marke, Maria Oberfrank, die auch eine der Organisatorinnen ist, immer noch die Kleiderstange.

Andererseits, weil mein erster Besuch in einer Art Epiphanie des Ankommens gemündet hat. Da hat man nämlich den Lugner, der sich mit Absichten dezent hineinverirren wollte, wieder sanft hinausgeführt. Und mich als Gegenprogramm hineinbegleitet.

Und dann stand ich da, unter dem strahlend weißen Zelt der Ehre, stierte in seinen elefantengrauen Rücken, während er sich entfernte, und wusste in diesem Augenblick: Hier bin ich Lugner anstelle des Lugners. In dieser Stadt bin ich jetzt wohl richtig angekommen. Bombenfest. Dieses Jahr also wieder. Leider ohne Erleuchtungen. Diesmal da: der Mucha. Es ist schön, wenn man den Mucha nur zur Fashion Week sieht und den Lugner gar nicht.

Wenn man sich durch die unvermeidlichen Semiviertel-und Vollpromis durchgeschoben hat wie ein Bandwurm durch Darmschlingen, wenn man endlich sitzt und das Auge schweifen lässt und die Musik den Catwalk flutet und die ersten Modelle vorbeigetragen werden, kommt die Stunde der Wahrheit. Geschmacks technisch. Ich mag es exzentrisch, überdreht, grausam und direkt.

Meines sind die beigen Blumenmeere nicht. Und Schmuck ist dann gut, wenn Menschen angesichts der langen Spitzen und Keile sicherheitshalber die Straßenseite wechseln. Insofern fand sich ein Liebling schnell: Was verräterisch nach Hellraiser aussah, entpuppte sich als intensiv schräges Schmuck/Kleid-Objekt des Labels Madame With A Mission. Den Namen mag ich übrigens auch. (Julya Rabinowich, 14.9.2018)