Jakob Schubert siegte nach Gold im Vorstieg auch in der Kombination.

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Die mit Vorfreude erwartete Premiere war an Spannung nicht zu überbieten. Beim Finale der Kletter-WM in Innsbruck wurde am Sonntag erstmals das olympische Kombinationsformat in einem Wettkampf erprobt. Für die jeweils sechs stärksten Athletinnen und Athleten der vergangenen zehn WM-Tage hieß es erneut antreten. In nur drei Stunden galt es die Disziplinen Speed, Bouldern und Vorstieg zu absolvieren – ein echter Kraftakt. Davon zeugten blutende Fingerspitzen.

Vorstieg-Weltmeisterin Jessica Pilz sicherte sich gleich zu Beginn mit einem zweiten Platz im unter den Athletinnen unbeliebten Speedklettern eine hervorragende Ausgangsposition. Denn die Ergebnisse aus allen drei Disziplinen sollten am Ende multipliziert werden, der niedrigste Gesamtscore sollte gewinnen.

Österreichs Jakob Schubert, der ebenso wie Pilz bereits am vergangenen Sonntag WM-Gold im Vorstieg geholt hatte, tat es ihr gleich und sicherte sich ebenfalls überraschend Platz zwei im Speed-Bewerb. Sein großer Rivale Adam Ondra aus Tschechien und Pilz' große Konkurrentin Janja Garnbret aus Slowenien mussten sich jeweils nur mit Rang fünf im Speed begnügen.

Bouldern als Achillesferse

Als zweite Disziplin stand Bouldern auf dem Programm. Bei den Damen verspielte Pilz hier ihre Siegeschancen. Die kräftezehrende WM forderte ihren Tribut, die 21-Jährige landete nur auf dem sechsten und damit letzten Zwischenrang. Dafür trumpfte Garnbret groß auf. Mit nur sieben Versuchen schaffte die am Freitag gekürte Boulder-Weltmeisterin vier Tops. Pilz schaffte mit 22 Versuchen nur ein Top.

Obwohl sich die Österreicherin beim Bouldern enorm verausgaben musste, zeigte sie im finalen Vorstieg, dass sie die Krone der Weltmeisterin zu Recht trägt. Die Niederösterreicherin kletterte souverän ganz nach oben. Ein Kunststück, dass nur Garnbret zu wiederholen vermochte. Sie war 26 Sekunden schneller und sicherte sich damit nach dem Boulder-Titel auch den der Kombination-Weltmeisterin. Pilz konnte mit der soliden Vorstellung ihren Einbruch im Bouldern wettmachen und es reichte am Ende für Kombi-Bronze hinter der Koreanerin Sol Sa. Eine extrem hart verdiente Medaille, wie sie sagte: "Das Format war sehr intensiv, ich bin im Vorstieg im Mittelteil fast am Blut, das eine Vorkletterin am Griff hinterlassen hat, ausgerutscht."

Knappe Sache

Bei den Herren zeichnete sich beim Kombi-Bouldern eine extrem knappe Entscheidung ab. Der Tscheche Ondra trat mit der Wut im Bauch an. War der ehemalige Weltmeister dieser Disziplin doch am Boulder-Finale am Samstag gescheitert und nur auf Rang 17 gelandet. Österreichs Ass Schubert hatte den Finaleinzug am Samstag ebenfalls nicht geschafft. Doch in der Kombination zeigten nun beide ganz groß auf.

Schubert schaffte alle vier Tops und brachte die Innsbrucker Olympiaworld damit zum Beben. Auch Ondra löste alle vier Boulder-Probleme souverän. Doch dank des besseren Speed-Ergebnisses ging Schubert als Führender in den finalen Vorstieg-Bewerb. Gefolgt vom Deutschen Jan Hojer und Ondra. Die drei Japaner im Kombi-Finale konnten bereits nach dem Bouldern nicht mehr um den Sieg mitklettern.

Damit kam es im Vorstieg zum Duell zwischen dem amtierenden und dem ehemaligen Weltmeister in dieser Disziplin, Schubert gegen Ondra. Der Tscheche ließ dabei noch einmal seine Klasse aufblitzen und schaffte beinahe das Top. Damit setzte er sich an die Spitze des Kombi-Feldes, bevor Schubert als Letzter in die Wand einstieg. Zwar gelang es ihm nicht, an Ondra heranzukommen, doch es reichte zum zweiten Weltmeistertitel. Bronze ging an den Deutschen Hojer.

Für die Österreicher endete die Kletter-Heim-WM mit ihren insgesamt rund 50.000 zahlenden Zusehern damit fast so erfolgreich, wie sie begonnen hat. Die Kombi-Leistungen sind hinsichtlich Olympia 2020 vielversprechend. (16.9. 2018)