Wien – Ein Auto. Nüchtern betrachtet. Eines, das vorn rot und hinten schwarz ist und wo an Heck und Flanken, unter der A-Säule, GTi steht. Na und?

Na ja. Zum "und" wäre das eine oder andere zu sagen. GTI ist ein zündendes Kürzel, seit VW es auf den 1er-Golf gepickt hat. Etliche Konkurrenten haben die Grundidee aufgegriffen, Peugeot sogar unter derselben Bezeichnung, die aktuellste Version leistet g'schmackige 263 PS, die über die Vorderräder auf die Straße wollen.

Vorn rot, hinten schwarz, dazwischen GTi à la Peugeot. Die 263-PS-Maschine ist überraschend sparsam.
Foto: Andreas Stockinger

Markantestes Erkennungsmerkmal der "by Peugeot Sport"-Ausführung ist der Zweifarbenauftritt, die Interpretationsbreite oszilliert zwischen großkoalitionärer Nostalgiecouleur und einer Hommage auf Stendhals Klassiker Le Rouge et le Noir. Im Zweifelsfall tendieren wir zu Stendhal, weil: Kulturnation Frankreich.

GTi steht im Lenkrad unten. Sportvolant braucht es nicht, da die von Peugeot ohnehin schon so kleine Radien haben. Damit man das Pseudo-HUD, denn um ein solches handelt es sich irgendwo – die Hauptinstrumente sind überm Lenkradkranz abzulesen -, sehen kann.

Die Armaturen über dem Lenkrad sind ein Pseudo-HUD.
Foto: Andreas Stockinger

Dort oben das kleine rote Ringerl dient vermutlich der besseren Peilung, ansonsten ist, von dezenten Alu-(Imitat-)Elementen abgesehen, innen alles in Schwarz, und darauf zieht sich buchstäblich der rote Faden durch, mit Nähten auch auf den Sportsitzen ("Peugeot Sport"), die speziell dem Rumpf tadellose Seitenführung bieten.

Der 308 ist kein Riese, er hat fast exakt die Golf-Außenmaße. Hinten sind die Platzverhältnisse deshalb nicht üppig, ganz hinten schon: Mit 420 Litern ist der Kofferraum erfreulich fassungsstark und toppt den des Golfs (380 Liter).

Komfortreserven

Damit zum Fahrkapitel, nächster und wichtigster "und"-Punkt. Reichlich nervös, stößig wirkt er beim erstmaligen Ausfahren, die jungen Pferde wollen kurz am Zügel geführt sein. Die Fahrwerker haben dabei jedoch eine Abstimmung ersonnen, die bei aller angemessenen Straffheit und Knackigkeit auch noch Komfortreserven bietet, schließlich ist das ein Franzose. So sitzt man auch Ausfahrten nach Kärnten oder Oberitalien ab, ohne dass man den Eindruck gewinnt, man entsteige bei Ankunft einer Folterkammer.

Motor? Ganz und gar nicht übel. Anders als VW mit der 2,0-Turbo-Maschine traut sich Peugeot noch kleiner. 1,6 Liter Hubraum sollten reichen, meinten die Ingenieure, sie reichen auch, und weil man an viele dieser Downsizer Turbos zur Beatmung hängt, ist das auch hier so. Der ist durchaus hörbar über dem kernigen Grundklangteppich, und so könnte man sagen: Turbo pfeift auf Hubraum.

Durch zwei Endrohre atmet der 1,6 Liter große Motor.
Foto: Andreas Stockinger

Aktiviert man den Sport-Modus, dafür ist ein GTi schließlich gemacht, wird der sonore Sound noch satter und vordergründiger, allerdings auch synthetischer. Und die Instrumente – gegenläufig anzeigender Tacho (links) und Drehzahlmesser (rechts) – färben sich in grelles Rot um, so grell, dass sie kaum mehr ablesbar sind. Macht nix, ist der Draufgängermodus, da hält man die Augen ohnehin besser auf die Straße gerichtet und nur dorthin. Oder man wechselt zur digitalen weißen Tempoanzeige.

Die 263 PS ziehen mächtig an, der 308 bewegt sich beim Hatzerl à la française wieselflink und gekonnt ausbalanciert. Nur die Lenkung ist vielleicht nicht ganz der letzte Schrei hinsichtlich Direktheit und Präzision. Und wer glaubt, dabei schnalze der Verbrauch auf zehn, elf Liter, irrt: 8,5 Liter auf 100 km ergaben sich im Testbetrieb, wahrlich nicht immer zahm gefahren. (Andreas Stockinger, 11.10.2018)

Foto: Andreas Stockinger