Max Annas, "Finsterwalde". € 22,70 / 396 Seiten. Rowohlt, Reinbek 2018

Foto: Rowohlt

Eine Dystopie, für die man nicht viel Fantasie braucht, entwickelt Max Annas aus gegenwärtigen politischen Trends. Alle missliebigen Ausländer werden in Lagern zusammengetrieben, um sie dahin abzuschieben, wo sie ihre "Wurzeln" haben. Die frei werdenden Wohnungen und Vermögen werden an wertvollere europäische Immigranten verteilt, die sich verpflichten, immer Deutsch zu sprechen.

In Finsterwalde hat man ehemals deutsche Mitbürger mit schwarzer Hautfarbe zusammengetrieben. Helikopter werfen Lebensmittel ab, Drohnen fliegen Patrouillen. Ansonsten kümmert man sich nicht um die Leute. Eingebettet in diese düstere Vision ist ein Krimi.

Die Konstruktion von Max Annas ist schlicht. Einmal wird aus der Perspektive der griechischen Familie erzählt, die in Berlin die Wohnung einer ins Lager gebrachten Ärztin zugewiesen bekommt. Das andere Mal schildert die Ärztin ihren Ausbruchsversuch. Am Ende verliert der Roman an Schwung, doch ist Annas' pessimistische Zukunftsvision durchaus bedenkenswert. (Ingeborg Sperl, Album, 20.9.2018)