Mit oder ohne Haut, mit oder ohne Petersiliensud, jedenfalls aber immer nur vormittags: Weißwurst-Fauxpas darf man sich in der bayerischen Politik nicht leisten. Der rote Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) kriegt bei der Jause mit dem Umweltminister (Sigi Zimmerschied) Fracksausen. Jeder falsche Schnitt in die Wurst besiegelt das Machtgefälle. Denn der Landkreis Schwandorf soll, bittschön, eine nukleare Wiederaufbereitungsanlage in Empfang nehmen. Das bringt Jobs.

Der "Wackersdorf"-Politiker (Johannes Zeiler) wird unsicher.
Foto: Alamode Film / Erik Mosoni

Was dem SPD-Politiker anfangs noch sinnvoll erscheint, treibt ihn nach genauem Studium der Atomgefahr aber auf die Barrikaden gegen die Münchner Regierung.

Oliver Haffner inszeniert im Spielfilm Wackersdorf die von einer breiten Bevölkerungsfront geführte, historische Protestbewegung der Jahre 1985 bis 1989. Kernthemen des Films sind Mündigkeit, Aufbegehren, Widerstand, Beharrlichkeit und Mut, sich gegen die Opportunisten der eigenen Partei zu stellen.

Trailer zu "Wackersdorf".
Alamode Film

Haffner kostet Stimmungsbilder wie jene Weißwurstjause aus und setzt die 1980er-Welt sinnlich ins Bild (Wählscheibentelefone, enge, verrauchte Wohnzimmer, alte Mercedes -Limousinen, Mikrofiche-Archive). Er fiktionalisiert das historische Geschehen, um es identifikatorischer und dramatischer erzählen zu können. Klappt gut. (afze, 18.9.2018)