Rapid-Trainer Djuricin spürt das Kribbeln.

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Europa League: Rapid vs. Spartak, 18.55 Uhr, Leipzig vs. Salzburg, 21 Uhr

Wien – Rapids Trainer Goran Djuricin spürt das "Kribbeln". Der 43-jährige Mann ist fast bewundernswert optimistisch, er kann das 0:1 gegen die Austria samt Platzsturm und den tristen siebenten Tabellenplatz verdrängen, das ist eine alternativlose Kunst. Am Donnerstag startet die Gruppenphase der Europa League, Rapid ist zum siebenten Mal dabei. Auftaktgegner ist Spartak Moskau, das Allianz-Stadion dürfte nicht randvoll sein, im Vorverkauf wurden 20.000 Tickets abgesetzt.

Statistik spielt nie Fußball, kann aber eine mentale Hilfe sein. Russische Vereine liegen den Hütteldorfern, sämtliche sieben Duelle (1966 gegen Spartak!) wurden positiv erledigt. Innenverteidiger Mario Sonnleitner, der sein 51. Europacup-Spiel (4 Tore) bestreitet, begründet das so: "Wir haben ein Europacupgesicht." Der 31-Jährige lehnt es ab, zu hadern, die aktuelle Situation zu beweinen. "Englische Wochen sind gut. Die neue Chance kommt rasch." Wobei Rapid auf nationaler Ebene dazu neigte, Chancen zu vergeben. Worüber Djuricin nicht diskutieren möchte. "Immerhin kreieren wir welche. Das ist Kopfsache. Wir können selbstbewusst sein." Er selbst fühle sich nicht speziell gestresst. "Seit ich da bin, gibt es nur Schlüsselspiele."

Geschichte

Spartak ist wie Rapid Rekordlandesmeister, zehn russische und zwölf sowjetische ergeben 22. Gegründet wurde der Klub 1922, die Hütteldorfer sind älter (1899), haben deshalb 32 Stück. Das ist das Glück der frühen Geburt. "Unser Ziel ist es, das Viertelfinale zu erreichen", sagt Spartaks Geschäftsführer Sergej Rodionow. Wobei er betont, dass die anderen Gruppengegner, neben Rapid sind das Villarreal und die Glasgow Rangers, "auf einem Level sind". Für Vereinschef Leonid Fedun wäre ein Scheitern "nicht akzeptabel. Mit unserem Kader ist das Semifinale durchaus realistisch."

Der hat zwölf Legionäre zu bieten, am bekanntesten sind die Brasilianer Fernando (Mittelfeld) und Ex-Milan-Mittelstürmer Luiz Adriano. Von den Einheimischen sind Roman Sobnin und Routinier Alexander Samedow absolut erwähnenswert. Der 34-jährige Samedow hat seine Nationalteamkarriere nach der Heim-WM beendet. Neben Sobnin spielt auch ein weiterer Spartak-Akteur, Georgij Dschikija, in der Sbornaja. Seit dem 17. August 2016 ist der Italiener Massimo Carrera Trainer. Der 54-Jährige führte die Mannschaft 2017 zum ersten Titel seit 2001, ist also unumstritten, was ihn von Djuricin massiv unterscheidet.

Traurig und respektlos

Wobei – ganz so toll dürfte die Lage für Carrera nicht sein. Nach der 1:2-Heimniederlage am Sonntag gegen Grosny haben zwei Spieler (Denis Gluschakow, Andrey Eshchenko) ein Schmähgedicht gelikt ("Wie viel Schande brauchen wir, ehe unsere Dankbarkeit aufgebraucht ist?"). Sie wurden suspendiert. Djuricin möchte sich mit fremden Problemen nicht belasten, sagte Generelles: "Es ist traurig und respektlos, was in den sozialen Medien abgeht." Da sprach kein Blinder von der Farbe.

Die Hardcore-Fans von Spartak sind keine Bussibären, neigen zur Verhaltensauffälligkeit, sind in Rot-Weiß gekleidet. In Wien kann es keine Scharmützel mit den Grün-Weißen geben. Aufgrund von Ausschreitungen im Vorjahr verhängte die Uefa eine Strafe, Spartak darf nicht von organisierten Fans begleitet werden. Rapid ist also allein zu Hause. Djuricin: "Wir müssen mutig und diszipliniert sein. Sie sind kompakt. Die Chancen sind 50 zu 50." (Christian Hackl, 19.9.2018)

Europa League, 1. Spieltag, Donnerstag

Rapid Wien – Spartak Moskau
Allianz-Stadion, 18.55 Uhr, live Dazn, SR Alain Bieri (SUI)

Mögliche Aufstellungen:

Rapid: Strebinger – Müldür, Sonnleitner, Barac, Potzmann – D. Ljubicic, Schwab – Murg, Knasmüllner, Ve. Berisha – Alar

Ersatz: Knoflach – Auer, M. Hofmann, Martic, P. Malicsek, Kostic, Ivan, Pavlovic, Guillemenot, Dibon

Es fehlen: Bolingoli, Thurnwald (beide Oberschenkelverletzung), Mocinic, Szanto, Schobesberger (alle rekonvaleszent/im Aufbautraining), P. Gartler (Kahnbeinbruch)

Spartak: Maksimenko – Rasskasow, Dschikija, Bocchetti, Kombarow – Sobnin, Fernando, Popow – Samedow, Ze Luis, Pedro Rocha

Ersatz: Rebrow/Poplewtschenkow – Mamin, Petkovic, Timofejew, Hanni, Ignatow, Lomowitskij, Taschajew, Melgarejo

Es fehlen: Kutepow (Leistenverletzung), Gigot (Kreuzbandriss), Luiz Adriano (gesperrt), Eremenko (Dopingsperre), Selichow (nach Achillessehnen-OP), Gluschakow, Eschenko (beide aus disziplinären Gründen nicht im Kader)