Bei A1 Telekom Austria droht Überalterung, ab 2022 stehen hunderte Pensionierungen an. Gut 5.000 Beamte sind de facto unkündbar.

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An seinen Taten wollte der Zentralausschuss der A1 Telekom Austria (TA) den neuen Telekom-Chef Thomas Arnoldner messen. Lang hielt die Ansage nicht. Drei Wochen nach Amtsantritt des Neo-Generaldirektors verschickte Zentralausschussvorsitzender Werner Luksch einen offenen Brief an die neue A1-Führung, in dem er vor massivem Personalabbau warnt.

"Mit großer Besorgnis stellen wir fest, dass vom Management offensichtlich unter dem Vorwand der Digitalisierung ein massiver Jobabbau geplant ist", heißt es in dem via APA veröffentlichten Schreiben. "In den vergangenen Tagen haben sich die Anzeichen verdichtet, dass sogar jeder zweite der rund 12.000 Beschäftigten im Unternehmen den Job verlieren könnte", heißt es weiter – unter Verweis auf Verunsicherung in der Belegschaft.

Laut STANDARD-Informationen verunsichert freilich nicht so sehr die Digitalisierung, sondern das Schreiben des mit einem Zentralbetriebsrat vergleichbaren Gremiums. Der Grund: A1 Telekom Austria hat in Österreich gar nicht mehr so viele Mitarbeiter (Köpfe, nicht Vollzeitäquivalente), die um ihren Job bangen müssen. Wahlberechtigt bei der Personalvertretungswahl am Dienstag sind wohl knapp 11.500 Beschäftigte. Darin enthalten sind aber Leasingkräfte ebenso wie 1500 Mitarbeiter im Vorruhestand, also karenzierte TA-Beamte, die laut Bilanz gar nicht mehr im Personalstand sind.

"Die von der FSG, also den sozialdemokratischen Gewerkschaftern verbreiteten Zahlen sind reine Angstmache", schäumt man bei den Christgewerkschaftern der FCG-Liste. Im Sommer hätten die Roten im Aufsichtsrat noch den "roten" Teppich ausgerollt und der Bestellung des Parteigenossen von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zugestimmt – obwohl sich der Betriebsrat aus Vorstandsbestellungen grundsätzlich und traditionell heraushalte.

Auch das Unternehmen bestreitet, dass von den 11.500 die Hälfte von Kündigung, Auslagerung oder sonstigem Personalabbau bedroht sei. Nicht einmal das Gespräch mit dem Management habe die Personalvertretung gesucht, sonst wären Befürchtungen ausgeräumt worden. Bei gut 5.000 unkündbaren Beamten, die die TA noch hat, müssten alle Angestellten gekündigt werden, um auf die Hälfte der TA-Beschäftigten zu kommen, was unrealistisch ist.

Pensionierungswelle

In der FSG ruderte man zurück, man wollte lediglich Druck aufbauen hinsichtlich Personalentwicklung, heißt es. Bei A1 drohe Überalterung, 2022 stehe eine Pensionierungswelle an.

Die einzige Zahl, die hinsichtlich Digitalisierung in internen TA-Papieren kursiert, ist die von rund tausend Arbeitsplätzen, die binnen drei Jahren wegfallen dürften. Diese Zahl schaffte es allerdings nicht einmal in den Aufsichtsrat, denn 300 Arbeitsplätze pro Jahr sind die natürliche Fluktuation, also Dienstnehmerkündigungen, Pensionierungen – also kein Fall für einen Sozialplan, wie er mit TA-Chef Alejandro Plater im Sommer vereinbart wurde.(Luise Ungerboeck, 20.9.2018)