Produktionsgewerkschafter Rainer Wimmer nimmt die Verhandlungen auf, es geht um Entschädigungen für den Zwölfstundentag.

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Rainer Wimmer (links) und der Geschäftsführer der WKO-Sparte Industrie, Andreas Mörk, vor Beginn der Verhandlungen. Es könnte ein heißer Herbst werden.

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Wien – Nach anhaltenden Protesten gegen Zwölfstundentag und Krankenkassenreform blieben Produktions- und Privatangestelltengewerkschaft bei ihrem Drehbuch. Die Arbeitnehmer-Chefverhandler Rainer Wimmer (Proge) und Karl Dürtscher (GPA) eröffneten die Herbstlohnrunde der Metaller, umringt von dutzenden Funktionären und Betriebsräten, mit einem umfangreichen Forderungskatalog, den sie der Arbeitgeberseite rund um Collini-Chef Johannes Collini und Stefan Ehrlich-Adam vom Sicherheitstechnik- und Schlüsselhersteller Evva am Donnerstag übergaben.

Die Kernforderung: plus fünf Prozent sowohl für Mindest- als auch Istlöhne und -gehälter oder mindestens 100 Euro mehr.

Traditionell gilt der Lohnabschluss der Metaller als Maßstab für alle anderen Branchen. Die Gewerkschaft hat schon vor Verhandlungsbeginn einen "heißen Herbst" angekündigt – sie sieht die Lohnrunden im Zeichen ihres Kampfes gegen des neue Arbeitszeitgesetz.
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Die Antwort der Arbeitgeber kam umgehend: nicht nachvollziehbar. "Wir wollen einen fairen Abschluss für beide Seiten, aber wir sind der falsche Adressat, wenn die Gewerkschaft mit der Regierung unzufrieden ist", stellte Spartenobmann Christian Knill klar, dessen Fachverband Metalltechnische Industrie die Metallverarbeiter umfasst, den mit Abstand größten Teil der heimischen Metallindustrie. Die Konjunktur kühle ab, der Zenit des Wachstums sei bereits überschritten, und man sei zu 80 Prozent vom Export abhängig. Und, nicht zu vergessen: Ein Fünftel der Metallverarbeiter schreibe Verluste. Außerdem liege der Personalkostenanteil in der Branche bei rund 25 Prozent.

Für Gesprächsstoff ist somit gesorgt, denn traditionell fliegen bereits beim sogenannten Wirtschaftsgespräch die Fetzen. Die Arbeitgeber stoßen sich Jahr für Jahr daran, über makroökonomische Rahmendaten diskutieren zu müssen, die für den Verhandlungsspielraum maßgeblich sind. In diesem Sinne pochten die Arbeitgeber auf die gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung (heuer plus 1,4 Prozent, kommendes Jahr wird plus 1,1 Prozent vorausgesagt) als Maßzahl statt nur jener der Branche.

Kernthema Inflation

Ewiges Streitthema ist weiter die Teuerung, die die Arbeitgeber in Zeiten steigender Energie- und Rohstoffpreise regelmäßig gegen die sogenannte Kerninflation ersetzen wollen, aus der die Energiepreise herausgerechnet werden. Gemäß Konjunkturprognose von Wifo und IHS vom Juni befinden sich diesfalls beide Lohnverhandlungsseiten in der Bandbreite der Konjunkturforscher.

Gemäß "Benya-Formel", die den Gewerkschaftern als Faustregel gilt, ist es ein Mix aus Wirtschaftswachstum, Inflation und Produktivitätsfortschritt, der für Lohnerhöhungen maßgeblich ist. Womit die fünf Prozent relativ leicht errechenbar sind, enthalten sie doch einen Aufschlag als Verhandlungsmasse, der im Ringen um Prozente und Prozentpunkte wieder wegverhandelt werden kann, etwa für Überstundenzuschläge für die neunte bis zwölfte Arbeitsstunde, die laut neuem Gesetz zuschlagsfrei sind. Eine Herausforderung wird wohl, die Begrenzung auf zehn Stunden pro Tag zu erhalten, die im Metaller-KV festgeschrieben ist. "Wir wissen, das ist eine stolze Forderung, aber diese kommt von stolzen Arbeitnehmern", beschwor Proge-Chef Wimmer selbstbewusst den Kampfgeist. Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe würde damit nicht gefährdet, schließlich befinde man sich "in der besten wirtschaftlichen Lage seit der Krise, seit zehn Jahren". (ung, 20.9.2018)