So könnte Ötzi zu Lebzeiten ausgesehen haben. Die lebensgroße Nachbildung befindet sich im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen.

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Schon zu Ötzis Lebzeiten gab es eine "hochentwickelte Kultur der Krankenfürsorge", berichten Forscher im "International Journal of Paleopathology". Davon würden die medizinisch wirksamen Pilze und Pflanzen sowie die möglicherweise therapeutischen Tätowierungen zeugen, die die 1991 entdeckte, 5.000 Jahre alte Gletschermumie mit sich bzw. am Körper trug.

Der 40 bis 50-jährige Mann hatte einige chronische gesundheitliche Probleme, wie Forscher bereits in früheren Untersuchungen herausfanden: Seine Zähne waren kariös, Mikroben verursachten ihm wohl Magengeschwüre, seine Gelenke waren abgenutzt und die Blutgefäße verkalkt. Doch er stand auch in therapeutischer Behandlung, berichtet ein Team um Albert Zink vom Institut für Mumienforschung in Bozen. In seiner Ausrüstung wurden Birkenporlingspilze gefunden, die eine entzündungshemmende und antibiotische Wirkung haben, sowie Adlerfarn, der gegen Darmparasiten wirksam ist. Außerdem ist Ötzis Körper mit 61 Tattoos bedeckt, die sich die Forscher noch einmal näher angesehen haben.

Akupunktur-Tattoos

Sie konnten dabei den früheren Verdacht erhärten, dass sich die punkt- und strichförmigen Tätowierungen an seinen Handgelenken und Knöcheln genau über jenen Stellen befinden, wo er degenerative Erkrankungen hatte. Außerdem liegen viele der Tattoos an Akupunkturpunkten. Für die blauschwarzen Male wurde Kohlenstaub in kleine punktförmige Wunden eingerieben, was eine zeitaufwendige und hochentwickelte Methode gewesen sei, so die Wissenschafter. Zusammen mit der Varietät an Kräutern und Pilzen, die er mit sich führte, spreche dies für eine Kultur der medizinischen Versorgung, die sich über viele Generationen mittels "Versuch und Irrtum" herausgebildet habe.

Die Gesellschaft, in der Ötzi lebte, hatte demnach gewisse Kenntnisse der Anatomie, darüber, wie Krankheiten entstehen, und wie man sie behandelt, so die Forscher. Unklar sei jedoch, wie groß Behandlungserfolge waren. Notfallmedizinisch wurde er jedenfalls nicht versorgt, als ein Pfeil eine große Schlagader durchtrennte. Doch bei dieser tödlichen Verletzung und dem zusätzlichen Schädel-Hirntrauma hätte wohl auch kein moderner Rettungssanitäter mehr helfen können. (APA, 20.9.2018)