Die Toleranz der Linken tendiere zur Grenzenlosigkeit, sagt der Soziologe, Autor und Filmemacher Samuel Schirmbeck. "Ihre Toleranz dem Islam gegenüber duldet alles, was der aufgeklärten deutschen Gesellschaft und was freiheitsbewussten Musliminnen und Muslimen in Deutschland und in der islamischen Welt schadet", schreibt er im Kommentar der anderen. "Gefährliche Toleranz – Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam" heißt sein neues Buch, das dieser Tage erscheint. Ob Zustimmung oder Widerspruch, das Thema wurde auch in den STANDARD-Foren in mehr als 1.700 Postings rege debattiert. Ein Auszug der Leser- und Userstimmen.

Es brauche Mut- statt Wutbürger, findet Leser Egon Hofer, per Mail:

"Was für ein Augenöffner! Der Kommentar macht eindrucksvoll klar, dass über allem die Verteidigung der Freiheit und die Selbstbestimmung der Menschen stehen, die nur eine funktionierende Demokratie garantieren kann. Die Menschenrechte sind alles!
Nicht Wut- und Hassbürger, sondern Mutbürger, die wieder bereit sind, ihre Rechte einzufordern und zu erstreiten, sind gefordert. Die Zivilgesellschaft ist aufgefordert, einen Rückfall in die Barbarei zu verhindern."

Poster "Ministerium für Tabak, Huftiere und Leistungsträger" wünscht sich von der Linken "mal lieber konkrete Vorschläge, wie man mit 'dem' Islam umgehen sollte":

"Anstatt die hundertste Metaebenendiskussion anzufangen, sollten sich selbst als 'vernünftig' und 'ursprünglich' bezeichnende Linke mal lieber konkrete Vorschläge bringen, wie man mit 'dem' Islam umgehen sollte. Aber das würde Gedankenkraft kosten. Bleiben wir lieber bei solchen Texten, schön gemütlich auf die anderen zeigen und sich selbst erhaben fühlen."

Wie Soziologie-Professor Max Pregau in seiner Replik, vermisst auch Poster "Herr Karl #3" in Schirmbecks Text eine Definition der "Linken". Das "grüne Bobo-Juste-Milieu" sei sie nicht:

"Der Autor verabsäumt es leider zu erklären, wen er mit dieser 'Linken' eigentlich meint. Das grüne Bobo-Juste-Milieu, dem er die hier aufgezählten Fehler vorwirft, ist jedenfalls nicht die Linke. Natürlich ist es fatal, die Integration den Islamverbänden und den Moscheen anzuvertrauen, da kann ich auch die Sexualaufklärung der Kinder in die Hände der katholischen Kirche legen."

In dieser Debatte sei jeder Kritiker automatisch ein Rechter, so Poster "woita123456". "Unverständlich, wie man eine Denkweise, die derart an unseren Werten rüttelt, auch nur ansatzweise durchgehen lässt":

"Dieser Artikel spricht mir wieder mal so was von der Seele. Es war für mich immer unverständlich, wie man eine Denkweise, die derart an unseren Werten rüttelt, auch nur ansatzweise durchgehen lässt, nur damit die FPÖ nur ja nicht auch mal recht hat. Statt die liberalen Kräfte des Islam zu fördern, legte man sich mit den konservativen Flügeln ins Bett. Und jeder Kritiker war automatisch ein Rechter. Das Verhalten führte in eine gut gemeinte präventive Ignoranz der Probleme."

Für Poster "Mr. Z" hat die Linke einen anderen Zugang zur Problemlösung:

"Der wesentliche Unterschied einer linken Position zum Islam besteht in der Ursachenfindung. Als linker Mensch sieht man diese Probleme von einer problematischen sozio-ökonomischen Struktur herbeirühren und nicht dem Wesen des Islam inhärent. Das bedeutet aber nicht, dass man Probleme kleinredet oder relativiert. Es bedeutet nur, dass man einen anderen Zugang zur Problemlösung einnimmt."

Poster "Gaviero47" spricht von einer einst erfolgreichen, aber nun orientierungslosen Linken:

"Durch das permanente Ignorieren und Wegschauen und Verharmlosen eines (radikalen) Islams und was er einem aufgeklärten, säkularen und toleranten Europa und vor allem den Frauen in Europa antut, fördert die Linke die Rechte. Das Problem der Linken ist, dass sie in den letzten hundert Jahren so erfolgreich war in der Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsverhältnissen und einem sozialen Auffangnetz, dass sie nachdem all dies erreicht war, was vor 100 Jahren noch undenkbar war, ein wenig orientierungslos wurde. Es ist schade, aber die Linke schafft sie sich selber ab. Als Sarah Wagenknecht illegale Migration kritisierte, bekam sie eine Torte ins Gesicht, von Ihren Genossinnen."

Poster "Jo eh aber" sieht einen weiteren "blinden Fleck"

"Für meine Generation (+/- 30) klingt das etwas theoretisch. In meinem Umkreis erlebe ich am meisten die Ablehnung strengerer Regeln zum Beispiel für muslimische Eltern aus einer prinzipiellen Ablehnung von Autorität. Niemand soll anderen vorschreiben, wie sie leben. Diese antiautoritäre, falsch verstandene liberale (eigentlich anarchistische) Grundhaltung führt aber zu den gleichen blinden Flecken." (20.9.2018)