Die Demonstranten begaben sich in einen Sitzstreik um den Abtransport der Mitdemonstranten zu verhindern.

Foto: Stefanie Ruep

Die Straße vor der Eisarena in Salzburg wurde von den Tumulten blockiert.

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Die Rund 300 Demonstranten bildeten eine Menschenkette rund um Polizisten und die festgehaltenen Demoteilnehmer.

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Salzburg – Die Demonstration gegen den EU-Gipfel in Salzburg mit mehr als 1.000 Teilnehmern ist nach dem Ende des Zugs im Salzburger Volksgarten um 17 Uhr noch eskaliert. Polizisten gingen vor der Salzburger Eishalle mit Schlagstöcken und Pfefferstray gegen die Demonstranten vor.

Die Tumulte begannen nach dem eigentlichen Ende der Demonstration im Volksgarten. Zehn Personen wurden auf dem Heimweg von der Polizei eingekesselt, woraufhin rund 200 Demonstranten zu den eingekesselten Personen eilten. Sie forderten die Polizei auf, die Mitdemonstranten freizulassen, und skandierten "Lasst sie frei". Die Polizei griff in weiterer Folge mit Pfefferspray durch.

Die Polizei ging mit Pfefferspray auf Demonstranten in Salzburg los.
DER STANDARD

Auslöser der Einkesselung war laut Polizei ein Demonstrant, der mit einer Eisenstange auf die Einsatzkräfte losging. Daraufhin seien er und weitere Verdächtige festgenommen worden. Augenzeugen der Festnahme bezweifeln die Version der Polizei. Der mutmaßliche Angreifer befinde sich laut Polizei nun im Polizeianhaltezentrum, fünf weitere Personen wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Sachbeschädigung festgenommen.

Demonstranten mit Platzwunden

Einige Demonstranten gingen in einen Sitzstreik, um den Abtransport der festgenommenen Personen zu verhindern. Lange Zeit herrschte angespannte Ruhe. Immer wieder skandierten die Demonstranten "Wir sind friedlich, was seid ihr?", bis plötzlich mehrere Polizisten den Schlagstock zogen und auf Demonstranten einschlugen, um den Weg freizumachen. Ein Demonstrant mit blonden langen Haaren wurde aus dem Polizeiwagen getragen und im Laufschritt Richtungen Eishalle gebracht. Dort sperrten nachkommende Beamte die Gegend erneut ab. Einige Demonstranten erlitten im Zuge des Schlagstockeinsatzes Platzwunden oder fielen auf den Hinterkopf.

Kurz nach 19 Uhr entspannte sich die Lage schließlich. Die Polizei ließ einen noch festgehaltenen Demonstranten gehen. Daraufhin lösten sich die Gruppe der verbliebenen Demo-Teilnehmer langsam auf. Offensichtlich ist aber noch eine Spontankundgebung beim Polizeianhaltezentrum – wegen der dort vermuteten zwei Personen – angemeldet worden.

EU-Abgeordneter bekam Schlagstock ins Gesicht

Zuvor schrammte die Demonstration beim Platzl rund um den rechten Staatsbrückenkopf knapp an der Eskalation vorbei. Die Polizei umstellte alle Seitenstraßen der Linzergasse, die Demo sollte über die Enge Steingasse weitergehen. Am Platzen kam der Teilnehmerzug dann ins Stocken. In dem Gewühl drohten Demonstranten und mit den lokalen Gegebenheiten nicht vertraute, überforderte Polizisten aneinanderzugeraten. Der EU-Abgeordnete Michel Reimon und eine Gruppe der "Omas gegen rechts" stellten sich zwischen die Linien – Deeskalation war angesagt. Reimon berichtet, er habe in dem Getümmel dann einen Schlagstock ins Gesicht bekommen.

Bereits im Vorfeld der Demo wurden rund 50 Demonstranten in Freilassing aufgehalten. Die Demonstranten wollten mit dem Zug von München nach Salzburg reisen. Die deutsche Bundespolizei hat die Personen in Freilassing aus dem Zug geholt. 19 Personen wurden nach Bundespolizeigesetz in Gewahrsam genommen, um eine Ausreiseuntersagung zu prüfen. "Hintergrund war, dass diese Personen in der Vergangenheit politisch motivierte Straftaten begangen hatten und konkrete Hinweise vorlagen, dass erneut derartige Straftaten begangen werden könnten", ließ die Bundespolizeidirektion München in einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD wissen. (Stefanie Ruep, 20.9.2018)